Was ist schon normal? »Addams Family – The Musical« im Grenzlandtheater Aachen

Foto: Dominik Fröls

Lust auf ein kleines Musik-Quiz? An welche Film- bzw. Fernsehsserie müssen Sie unmittelbar denken, wenn Sie folgendes lesen: ›Tadadada, snip snip, tadadada, snip snip, tadadada tadadada tadadada, snip snip‹…

Richtig!

Willkommen in der düster-schaurigen Welt von Amerikas wohl schrägster Familie, der »Addams Family«!

In der Inszenierung von Thomas Helmut Heep sind die oftmals bewusst überzeichneten Figuren der Addams Family so überdreht durchgeknallt, dass sie schon wieder absolut liebenswert sind, während die vermeintliche Idealfamilie Beineke – insbesondere die völlig angepassten Eltern Mal und Alice – anfangs eher unsympathisch daherkommt.

Foto: Dominik Fröls

Als jedoch der Nachwuchs von einem Tag auf den anderen aus dem familiären Raster fällt und beschließt, eigene Wege zu gehen, sind die Probleme auf beiden Seiten mit einem Schlag so ziemlich die gleichen.
Aber die Addams wären schließlich nicht die Addams, hätten sie nicht ein »eiskaltes« Händchen in jeden Lebenslagen! Und so zeigen die düster-makabren Exzentriker den Normalos, worauf es in der Familie am Ende ankommt: Zusammenhalt, Loyalität, ggf. auch mal Nachsicht und vor allem: ganz viel Liebe…

Bei aller, gerade nur angekratzten Tiefsinnigkeit, die noch viele weitere Eigeninterpretationsmöglichkeiten zulässt, ist »Addams Family – das Musical« eine generationsübergreifende, gut gemachte Familienunterhaltung (ab ca. 12 Jahren).

Foto: Dominik Fröls

In der Inszenierung des Aachener Grenzlandtheaters ist dies besonders einem bestens aufgelegtem Ensemble zu verdanken, dass zu Recht am Ende einen nicht enden wollenden Applaus bekam und zum eigenen Erstaunen wiederholt auf die Bühne (zurück) gerufen wurde. Vom eher wortkargen Butler Lurch (Lucas Thier) in einer Nebenrolle bis zur Hauptrolle Wednesday (Lucille-Mareen Mayr) waren die verschiedenen Charaktere durch die Bank bestens besetzt und wurden von den exzellenten Darstellern mit viel Spielfreude, ausgezeichneten Gesangsstimmen und auch jeder Menge tänzerischem Können (in den Ensemblenummern sei hier besonders Aimée Covo als Grandma genannt) bis in die letzte Fingerspitze ausgefüllt.

 

Fazit des Abends: Bei der Aachener Inszenierung von »Addams Family – The Musical« dürfte für jeden Geschmack und Anspruch etwas dabei sein. Auf jeden Fall ist es für ein paar Stunden eine gute und unterhaltsame Auszeit von der alltäglichen Normalität. Obwohl: Was ist schon normal?

Dies ist ein Auszug der Kritik, die in der kommenden Ausgabe 01 / 24 der blickpunkt musical erscheint.