Tag der offenen Tür im Festspielhaus Neuschwanstein

Am Ostermontag waren im Festspielhaus Neuschwanstein wieder buchstäblich alle Türen geöffnet, auch wenn leider das Wetter nicht mitspielte und sich daher die zahlreichen Besucher im Inneren des Hauses vergnügen mussten: Ein Blick mit Führung hinter die Kulissen war ebenso möglich wie Ostereier suchen, verschiedene Aktionen für Kinder sowie ein leckerer Imbiss in der hauseigenen Gastronomie. 

Am Interessantesten und Begehrtesten waren jedoch die Ausschnitte aus den verschiedenen Shows, die in dieser Spielzeit am Festspielhaus laufen oder noch laufen werden, die im halbstündigen Abstand auf den beiden aufgebauten Bühnen im Foyer und im Restaurant zu erleben waren.

Misha Kovar als Pamina

Den Auftakt machte gleich um 10.30 Uhr die Show, die im Moment in Füssen ihre Previews für die Uraufführung am Deutschen Theater in München am 12. Mai erlebt: Frank Nimsgerns »Zauberflöte – Das Musical«. Viele der Besucher hatten sicher schon eine der Previews gesehen – oder sogar mehrere, wobei man gut beobachten konnte, wie sich die Show von Abend zu Abend veränderte, nicht zuletzt auch aufgrund des Feedbacks, zu dem die Besucher per QR-Code oder Zettel aufgefordert wurden -, aber das Interesse war riesengroß und das doch recht schmale Foyer voll mit Menschen. Den Auftakt machte Misha Kovar mit ›Ohne dich‹, wo sie der Sehnsucht nach ihrem Prinzen Tamino Ausdruck verleiht. 

Madeleine Haipt, Elisa Rehlinger und Luzia Sahler als die Drei Damen

Der Song ›Zum Sterben schön‹ der drei Damen des Stücks besingt in witziger Weise die Sehnsucht nach etwas Romantik in ihrem Leben (unter Zuhilfenahme zahlreicher Filmtitel) und kam in der Interpretation von Luzia Sahler, Elisa Rehlinger und Madeleine Haipt bei den Zuhörern genauso gut an wie in den allabendlichen Shows. 

Zum »Aufwachen« gab es dann noch eine veritable Rocknummer: Nach ›Rache ist süß‹, gesungen von Chris Murray als Monostatos, waren definitiv alle Besucher wach!

Daniel Mladenov und Stefanie Gröning als Ludwig und Elisabeth

Natürlich durfte die Show »Ludwig²« nicht fehlen, ist sie doch die Signaturshow des Hauses. Hier wurden natürlich auch die größten Hits präsentiert, so z.B. das schöne Duett ›In Palästen geboren‹ mit Stefanie Gröning als Elisabeth und Daniel Mladenov als Ludwig, der auch die beiden Soli ›Geliebte Berge‹ und ›Kalte Sterne‹ zu Gehör brachte. Man merkte, die beiden sind ein eingespieltes Team. 

Im Deutschen Theater in München steht in diesem Frühjahr außer der »Zauberflöte« auch noch »Ein bisschen Frieden« aus der Feder von Ralph Siegel als Produktion des Festspielhauses auf dem Programm (es lief unter dem Titel »Summer of Love« in leicht veränderter Form letztes Jahr schon einmal in Füssen),

woraus unter anderem ›River of Silence‹ (gesungen mit eigner Gitarrenbegleitung von Eike Rücker-Klapper) und ›Ein Buch ohne Seiten‹ (gesungen von Tim Wilhelm, der ganz klar schon im »Papageno-Modus« war) zu hören waren. 

Luzia Sahler als Mrs. Fezziweg

Einen Ausblick weit in die Zukunft, nämlich zu Weihnachten, gab es mit Ausschnitten aus »Der Geist der Weihnacht«. Es erklangen das schöne Duett des jungen Scrooge mit seiner Jugendliebe Belle ›Ein Leben lang‹ mit Martijn Mulders und Madelaine Haipt, das ›Lied eines Engels‹ (Nicole Ciroth) und der immer populäre, atemberaubende ›Rap‹ der Mrs Fezziweg, der dem Publikum auch diesmal wieder den Atem verschlug (Luzia Sahler). 

Eine weitere Uraufführung ist für den Sommer im Festspielhaus angekündigt, und zwar das Kinderstück »Cinderella« in einer neuen Fassung von Komponist Ephraim Peise und Texter Benjamin Sahler. Der Komponist selbst stellte sein Stück ein wenig vor, erklärte zum Beispiel, dass das Stück im Gegensatz zu den meisten anderen Fassungen des Märchens mit der glücklichen Kindheit der Titelheldin beginnt, wo ihre Mutter noch am Leben ist (›Adler‹ mit Nicole Ciroth und Christina Lubich ‒ die schon als junge Johanna in der »Päpstin« Festspielhaus-Erfahrung sammeln konnte ‒ als kleiner Cinderella). Das melancholische Duett ›In deinem Arm‹ zeigt die Eltern der kleinen Cinderella, die ihrer Sehnsucht nach dem jeweils anderen Ausdruck verleihen (der Vater, gesungen von Oliver Sekula, ist als Kaufmann viel unterwegs). Die Musik ist eingängig und wird dem Zielpublikum sicher gefallen. 

Chris Murray als Sarastro

Auch Ausschnitte aus »Zeppelin« und »Hundertwasser«, die beide im Sommer in Füssen auf die Bühne kommen, wurden gezeigt, und natürlich gab es zur Einstimmung auf die abendliche letzte Preview der Serie auch noch einen weiteren Block mit Ausschnitten aus »Zauberflöte«, diesmal mit (neben den bereits erwähnten Nummern ›Ohne dich‹ und ›Zum Sterben schön‹) einer Solo-Version des Songs ›Der Vogelfänger‹ von Papageno Tim Wilhelm, der charmant alle anderen Rollen in diesem Song gleich mitübernahm, und ›Was das Herz begehrt‹ von Sarastro, gesungen von Chris Murray, der im Laufe der Spielzeit sowohl Monostatos als auch Sarastro (wie auch in der Preview an diesem Abend) übernimmt. Die begeisterte Reaktion des Publikums war schon ein Hinweis darauf, dass viele der Besucher für die abendliche Show bleiben würden – sie war denn auch ausverkauft.  

Zauberflöte CD

Übrigens: Wer sich im Vorfeld der Münchner Premiere noch etwas mehr mit dem Stück vertraut machen möchte, dem sei die CD zur Show empfohlen, die inzwischen ebenfalls zu haben ist. Auch wenn die Besetzung etwas von der der Uraufführung abweicht, bekommt man doch schon einen guten Eindruck von dem, was man musikalisch erleben wird. An dieser Stelle wird übrigens demnächst eine ausführliche Besprechung der CD zu lesen sein – schauen Sie ruhig immer wieder rein! 

Fotos: Merit Murray
Titelfoto: Dominik Sporer