»Man kann lachen. Man kann weinen. Man ist entsetzt und begeistert.« Nico Went im Interview

Blickpunktmusical: Ihr Ausbildungsende ist noch gar nicht so lange her, gemessen an den großen Erfolgen, die Sie seitdem auf der Bühne feiern durften und dürfen. Eine Auszeichnung als Bester Darsteller in einer Nebenrolle beim Deutschen Musical Theater Preis, die Uraufführung von »Romeo & Julia« und der große Erfolg als Freddy in »Ku´damm 56« sind nur einige Dinge, die einem in Ihrer Vita ins Auge stechen. 
Wie blicken Sie auf die vergangenen Jahre zurück, lässt sich das alles überhaupt greifen oder fühlt es sich einfach „natürlich“ an? 

Nico Went: Ich kann es oft immer noch nicht fassen, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich durfte einfach 2,5 Jahre an dem schönsten Theater Deutschlands, dem Theater des Westens in Berlin, spielen. Dankbar bin ich vor allem dem gesamten Kreativteam, das mir die Chance und das Vertrauen gegeben hat, tolle Rollen in tollen Stücken zu spielen.

blimu: Bei »Ku´damm 56« waren Sie in der ersten Spielzeit Cover Freddy und Swing, bei »Romeo und Julia« standen Sie direkt als Erstbesetzung Mercutio und Cover Romeo nicht nur ganz anders für die Zuschauer im Rampenlicht, sondern waren auch unmittelbar in den Prozess einer Uraufführung involviert. Wie war dieser Entwicklungsprozess für Sie, es ist ja immer etwas Außergewöhnliches, als Darsteller tatsächlich der Erste zu sein, der eine Rolle prägt? 

NW: Bei einer Uraufführung eine Rolle entwickeln zu dürfen ist für mich das spannendste an meinem Job. Man kann schauspielerisch und musikalisch seine eigenen Ideen einbringen. 

Man ist der Erste, der die Songs und die Szenen interpretiert. Man kann überall seinen eigenen Style versuchen reinzubringen und die Zuschauer haben noch kein Bild, dem man gerecht werden muss. Das bedeutet, dass es kein besser oder schlechter gibt. Das ist auch mal sehr entspannt im Showbusiness.

blimu: Nachdem Ende von »Romeo & Julia« stand wieder die Rückkehr als Freddy an. Es ist einmal mehr faszinierend zu sehen, wie viele Fans dieses Stück hat und wie großartig die Publikumsunterstützung Abend für Abend ist. Können Sie beschreiben, was in Ihren Augen diese Begeisterung auslöst? 

NW: Ja, die Fans sind großartig! Einige Fans haben »Ku’damm 56« bereits 130(!!!) Mal gesehen. Unvorstellbar, aber mit einer so tollen Fanbase und der Freude und Begeisterung, die jeden Abend aus dem Zuschauerraum auf die Bühne schwappen, macht es unglaublich viel Spaß zu spielen und jeden Abend sein Bestes zu geben.
Dass das Stück so gut ankommt, liegt wahrscheinlich an der gelungen Kombination von Musik, Text und Inszenierung mit einer fantastischen Cast. 
Ein Stück über die Berliner Nachkriegszeit mit der Hymne ›Berlin, Berlin‹ passt perfekt ans Theater des Westens. Das hilft bestimmt auch.

blimu: Monika ist für damalige Verhältnisse eine aufmüpfige Frau, die entgegen aller Normalität ihren eigenen Weg geht und bereit ist, dafür dann jede Verantwortung selbst zu übernehmen. Freddy hingegen ist der Typ Mann, den man landläufig als »Lebemann« bezeichnen würde, der jegliche Form der Verantwortung weit von sich weist, aber mit der Schwangerschaft zumindest bereit für eine Veränderung wäre. Wie viel von Nico Went finden Sie Abend für Abend wieder, oder anders gefragt, gibt es Momente in der Rolle, die Ihnen ganz besonders viel Freude machen, weil sie so viel anders sind, als Sie es persönlich sind? 

NW: Ich denke, dass ich nicht so ein Hallodri wie der Freddy bin. Aber es macht Spaß, diese Seite mal auf einer Bühne darzustellen.
Freddy und ich teilen die Freude am Paartanz. Die Rock’n’Roll-Tanzszenen in dem Mutter-Brause-Club sind auch die, die mir besonders Spaß machen. Ich habe in meiner Jugend lange Standard und lateinamerikanische Tänze getanzt. Da liegt also ebenfalls meine Leidenschaft. 

blimu: In wenigen Wochen ist »Ku´damm 56« abgespielt und das Theater wird frei für die Fortsetzung. Auf was freuen Sie sich dann, bzw. auf was dürfen sich auch Ihre Fans mit Ihnen freuen? 

NW: Für mich geht es dann erstmal nach Hamburg ans Schmidt Theater. Da werde ich im Sommer ein neues Stück mit dem Namen »Oberaffengeil« spielen. Ein bisschen Comedy ist eine gute Abwechslung. Was danach kommt, kann ich noch nicht sagen.

blimu: In kurzen, knappen Worten: Alle sollten jetzt noch mal unbedingt zu »Ku´damm 56« gehen, weil …

NW: …es eines der besten neuen original deutschen Musicals ist. Es hat nicht ohne Grund den Deutschen Musical Theater Preis für das Beste Musical bekommen.

Man kann lachen. Man kann weinen. Man ist entsetzt und begeistert. Achterbahn!

 

Lieber Herr Went, wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für den Weg, der noch vor Ihnen liegt! 

 

Nico Went beendete seine Musicalausbildung 2018 an der UdK in Berlin. Zahlreiche Rollen durfte er namhaften Stücken wie »Im weißen Rössl«, »Saturday Night Fever«, »Chicago«, »Rent« und »Grimm«, »Romeo & Julia« und selbstverständlich »Ku´damm 56 – Das Musical« spielen.
Zweimal bekam der Darsteller schon den Preis als Bester Darsteller in einer Nebenrolle von der Deutschen Musical Akademie verliehen: 2019 für Benny & Björn König in »Mit Herz und Promille«, 2023 für Mercutio in »Romeo & Julia«.

 

Foto: Simon Lausberg