Das 20-jährige Jubiläum feiert die Walensee-Bühne mit der Uraufführung »Heidi – Das neue Musical« vom 12. Juni 2024 bis 27. Juli 2024. Patric Scott, der auch die Musik komponiert hatte zu »Knie – Das Circus Musical«, das 2019 zum 100-jährigen Jubiläum des Schweizer Nationalcircus Gebrüder Knie uraufgeführt wurde, erarbeitete die Musik und schrieb Liedtexte und Dialoge in Schweizerdeutsch, zudem ist er in der Rolle des Kandidaten auf der Bühne zu erleben. Die eingängigen Melodien werden von Musikerinnen und Musikern des Orchesters unter der musikalischen Leitung von Gaudens Bieri perfekt dargeboten.
Das neue »Heidi«-Musical basiert auf den Büchern von Johanna Spyri (1827-1901) »Heidis Lehr -und Wanderjahre« und »Heidi kann brauchen, was es gelernt hat«, die 1880 und 1881 erschienen. Es hält sich eng an die literarische Vorlage, indem in den Songtexten, Dialogen und den Spielorten die markantesten Szenen der beiden Romane im Mittelpunkt stehen. Die Spielorte: Das Dorf Maienfeld, die Alp und Frankfurt verbergen sich im Bühnenbild von Christoph Weyers. Auf der rechten Bühnenhälfte steigt die Bühne wie ein Berg an, auf dem die bescheidene Almhütte des Alpöhi steht. Zugleich hat unterhalb der Erhebung am rechten Bühnenrand das Orchester seinen Raum. Auf der linken Seite der Bühne befindet sich eine Drehbühne, die das beschauliche Dorf mit Kirchturm oder die gutbürgerliche Wohnung der Familie Sesemann in Frankfurt zeigt. Die Wohnungseinrichtung sowie die Kostüme von Andrea Kučerová sind in der Mode der 1880iger Jahre gehalten. Die Aufbauten der Bühne bestehen aus Naturholz, das eine anheimelnde Atmosphäre ausstrahlt.
Kim Fölmli überzeugt in der Rolle des Waisenkindes Heidi, dass mit seiner offenen, warmherzigen Art rasch die Freundschaft der Menschen gewinnt, gleichzeitig den Widrigkeiten des Lebens standhält. Schnell gewinnt sie das Herz des Alpöhis, freundet sich mit Peter (Stephan Luethy) beim Ziegenhüten an. Als sie später in Frankfurt als Gesellschafterin der kranken Klara (Jasmin Reif) arbeiten muss, findet sie auch dort einige verständnisvolle Menschen, die ihr helfen, als sie schwer an Heimweh erkrankt, da sie in dem fremden Land ihre Wurzeln verloren hat und vor Sehnsucht nach dem Großvater vergeht. Zum Glück erkennt der Arzt von Klara, Doktor Classen (Thomas Christ), die Not von Heidi und veranlasst ihre sofortige Rückkehr zum Alpöhi.
Ebenso überzeugt Christoph Wettstein in der Rolle des mürrischen Alpöhi, der sich aufgrund von Schicksalsschlägen auf die Alp zurückgezogen hat. Authentisch zeigt er die Einsamkeit, Verzweiflung und Lebensmüdigkeit des alten Mannes nach dem Weggang der Enkelin nach Frankfurt. Diese Lebenserfahrungen teilt er mit Doktor Classen, der als Witwer seine Tochter verlor und durch die Trauer in eine Depression gefallen ist.
Pia Lustenberger überzeugt in der Rolle des herrschsüchtigen Fräuleins Rottenmeier, der Gouvernante von Klara, die in Abwesenheit des Hausherrn mit Strenge über das Dienstpersonal wacht, wie eine humorvolle Tanzszene (Choreographie: Tihana Strmečki) erzählt. Die kurzweilige Inszenierung von Stanislav Moša und die große Spielfreude der Darstellerinnen und Darsteller begeistern das Publikum.
Die Themen, die Johanna Spyri in ihren generationsübergreifenden »Heidi«-Romanen aufgreift, haben an Aktualität nichts verloren.
Im Sommer 2026 wird dann »Chaplin – Das Musical« auf der Walensee-Bühne zu sehen sein.
Tickets und weitere Informationen: https://walenseebuehne.ch/aktuelles-musical/
Die ausführliche Kritik zu diesem Stück erscheint in der Ausgabe 130 / 04_2024.