Legal? Illegal? Scheißegal? Uraufführung von »Hanf! Ein berauschender Abend« in Schwedt

v.l.n.r. Ines Venus Heinrich, Janik Oelsch, Katarzyna Kluczna, David Alonso, Antonia Schwingel
Foto: Udo Krause

Tom van Hasselts neuestes Werk »Hanf! Ein berauschender Abend« feierte am 08. März auf der kleinen Bühne der Uckermärkischen Bühnen Schwedt Uraufführung. Als das Werk vor rund anderthalb Jahren in Auftrag gegeben wurde, begannen die Gespräche rund um die Legalisierung von Cannabis in Deutschland gerade – nun ist es so weit, und völlig egal, wie man zu legal oder nicht steht – anscheinend ist das Thema so hipp, dass man mit Dialogen wie: »Stimmt es, dass Cannabis furchtlos macht?« »Es macht das, was man sich wünscht!« wohl auf die Bühne gehen darf, unabhängig vom Wahrheitsgehalt und in Missachtung dessen, dass Cannabis für die Gehirne Jugendlicher und junger Erwachsener gefährlich ist. Gefährlicher im Übrigen sogar als moderater Alkoholgenuss, was sich dann ab ca. 25 Jahren umkehrt, wo Alkohol zu der weit gefährlicheren Droge wird. Dass der fatale Konsum von Alkohol legal ist und insbesondere von der Gesellschaft völlig verharmlost wird, hätte auch Teil des Abends sein können. Es wurde zumindest kurz in einer Szene angespielt, aber dann leider thematisch nicht weiter ausgebaut, genauso wie der eine oder andere, durchaus ja positive Effekt, den man Hanf zuschreiben kann. Dass die Oma es gegen ihre Schmerzen nimmt und Hilfe dadurch erfährt, geht z.B. dann leider nahtlos unter, indem sie am Ende den perfekten Joint dreht, so wie sie es schon seit vielen Jahrzehnten macht, einfach nur aus Spaß an der Freude, ohne medizinischen Hintergrund. Und der Versuch, zu erklären, welch wirklich sinnvolle Verwendungen die Hanfpflanze als solche mit sich bringen könnte, wird zwar mehrfach mit einer Auflistung der möglichen Hanfprodukte gestartet, geht aber dann leider in der Verherrlichung von Joints ebenso unter – mit Willkommen im Club wird ein klares Zeichen gesetzt.

Dies ist äußerst schade, denn das Thema selbst hätte mit einer tatsächlichen, sich selbst ernstnehmenden Auseinandersetzung durchaus etwas hergeben können, insbesondere gerade jetzt, wo es darum geht, die Augen und Sinne zu schärfen und zu bewussten Entscheidungen anzuregen.

Antonia Schwingel, Katarzyna Kluczna, David Alonos, Ines Venus Heinrich
Foto: Udo Krause

Das Bühnenbild (Anke Fischer) hält manche schönen Momente bereit, insbesondere die Schwarzlichteffekte wurden sehr wirkungsvoll genutzt und schafften so mit einfachsten Mitteln tatsächliche Hingucker-Momente.

Die Darsteller unter der Regie von Intendant André Nicke haben viel zu tun, schlüpfen doch die allermeisten in mindestens zwei Rollen. Schauspielerisch hervorzuheben und sehr süß ist Antonia Schwingel als Sabine. Gesanglich gewohnt sehr stark unterstreicht in diesem Stück Katarzyna Klucna auch ihr komödiantisches Können. In der Hauptrolle überzeugt David Alonso mit viel schauspielerischem Feingefühl für seine Interpretation des liebenswerten, wenngleich geistig nicht ganz hellen Chris Paffke. Als vor allem schmieriger Makler ganz in rosa steht Janik Oelsch auf der Bühne, einer gewissen Abscheu ihm gegenüber kann man sich nicht entziehen und dies sei ein Lob an dieser Stelle, denn genauso gehört der offenkundige Antagonist interpretiert. Ines Venus Heinrich als Oma und Lehrerin hat häufig die Lacher auf ihrer Seite, darf auch tatsächlich mal die wenigen ernsthaften Töne anstimmen und macht dies mit warmer Stimme.

Das Stück wird noch regelmäßig bis zum 19. Mai gespielt, mehr Informationen und Karten gibt es auf https://www.theater-schwedt.de/ubs/info/1611/

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der kommenden Ausgabe Nr. 128 / 02-2024 der blickpunkt musical.