»Willkommen zurück« – Weihnachtskonzert mit Chris Murray und Gästen

Es ist eigentlich schon sein zweites Wohnzimmer, das Stadttheater Pforzheim. Jahrelang war Chris Murray hier in verschiedenen Produktionen zu sehen, sei es das unvergessene »Dracula«, sei es »Shylock«, »Chess« oder auch »Titanic«. Deshalb hat es auch nicht wirklich gewundert, dass das Podium, der kleinere Saal des Theaters, ruck zuck ausverkauft war.
Der Saal ist festlich geschmückt, überall bunte Lichterketten und Kerzen, ein Tannenbaum und eine hübsche Couch, vor der ein Tisch mit Weihnachtsplätzchen steht.
Auf dem kleinen Laufsteg sitzen Schneemann Olaf und Rudolph das Rentier und begrüßen das gut gelaunte Publikum. Und dann kommt der Gastgeber selbst, blond gelockt und gut gelaunt, in einen silbernen Anzug gekleidet, und beginnt mit ganz leisen, besinnlichen Tönen. ›Ein Abend im Dezember‹ heißt das Lied der Komponistin Tricia Walker, zu dem er selbst einen neuen Text geschrieben hat. Und gleich noch passend dazu ›Dezemberträume‹. Begleitet wird Murray dabei am Klavier von Christian Dellacher, der ganz kurzfristig für Philipp Polzin eingesprungen ist, da im Hause Polzin Babyalarm angesagt war. Etwas flapsig-schelmisch erklärt Murray, Christian habe erst kürzlich durch einen Internetkurs Klavier spielen gelernt, doch tatsächlich handelt es sich bei Dellacher um einen renommierten Komponisten, Arrangeur und natürlich Pianisten. Auch eine kurze Grußbotschaft von Philipp Polzin wird noch eingespielt, bevor es mit zwei Musicalsongs weitergeht: ›Der Heiler‹ aus dem Musical »Artus-Excalibur« und ›Herz aus Gold‹, das aus dem gleichnamigen Musical stammt.

Foto: Ingrid Kernbach

Als Gast hat Chris Murray Claudine Seum mitgebracht, die gerade die Musicalschule abgeschlossen hat und der man die Aufregung ein bisschen anmerkt. Dagegen ist Noelle, die Tochter von Chris Murray, schon fast ein Profi und in Mimik und Gestik ganz der Papa, der sichtlich stolz ist. Noelle stand in Pforzheim bei einem der vorherigen Weihnachtskonzerte zum ersten Mal auf der Bühne. Damals noch Kind, hat sie sich inzwischen zur jungen Dame gemausert, und wenn sie dann zusammen mit ihrem Vater ›A Million Dreams‹(aus dem Film »The Greatest Showman«) singt, merkt man die perfekte Harmonie zwischen den Beiden.
Auch diverse Weihnachtslieder dürfen nicht fehlen, sei es nun das ›Winter Wonderland‹ oder die Geschichte von Rentier Rudolph mit der roten Nase. Ein besonderer Publikumsliebling und eben besonders lustig sind jedoch ›Im Sommer‹ mit Schneemann Olaf und die Oma, die vom Rentierschlitten überfahren wird (›Grandma got run over by a reindeer‹), wobei Chris Murray schnell noch (mit »angemessener« Trauermiene) auf Deutsch erklärt, worum es in dem Lied geht.
Bei der Auswahl der Musicaltitel hat sich Chris Murray einiges gedacht, denn es sind überwiegend Lieder mit Tiefgang wie z.B. ›Hinter hohen Klostermauern‹ (»Die Päpstin«), ›Der ewige Kreis‹ (»Artus-Excalibur«), ›Dies ist die Stunde‹ (»Jekyll & Hyde«) und vor allem ›Shalom‹, das Friedensgebet aus »Der Medicus«.
Eines der absoluten Highlights des Abends war sicher das Lied ›Ich leb‘ nur, weil es dich gibt‹ aus dem Musical »Dracula«, welches Ursprung von der Murrays Bekanntheit in Pforzheim ist. Das anwesende Publikum dankte ihm die stimmgewaltige Darbietung mit tosendem Applaus und sogar Fußgetrampel.

Foto: Ingrid Kernbach

Noelle und Claudine, die bei einigen Liedern auch als Backgroundsängerinnen agierten, hatten mit ›Into the unknown‹ aus »Die Eiskönigin 2« noch einmal einen tollen Auftritt.
Es gibt zwei Dinge, die zu den Weihnachtskonzerten von Chris Murray dazugehören. Das eine ist das Lied ›Iss sie doch‹ (eigentlich ›Küss sie doch‹ aus dem Musical »Arielle die Meerjungfrau«), mit dem er das frühe Erscheinen der Weihnachtsplätzchen in den Geschäften besingt und wie schwer es ist, diesen zu widerstehen. An dieser Stelle gibt es dann immer Weihnachtsplätzchen für das Publikum.
Eine andere schöne Tradition ist es, kleine Geschichten vorzulesen. Dies, so erzählt uns Chris Murray, der zur Hälfte in Amerika aufgewachsen ist, ist eine Tradition, die es dort nicht gibt, die er aber in Deutschland kennengelernt hat und sehr liebt.
Mitgebracht hat er »The Night before Christmas« und »Das Christkind beim Finanzamt«, welche er abwechselnd mit Claudine Seum liest.
Mit ›Stille Nacht‹, dreisprachig (deutsch, englisch und polnisch), mit Unterstützung des Publikums gesungen und mit vielen kleinen Lichtern malerisch beleuchtet, endet der offizielle Teil.
Aber das Publikum forderte mit tobendem Applaus und Standing Ovations noch mehr und bekam es u.a. mit ›Je länger ich lebe‹ aus »Dracula« und ›Sterne‹ aus »Les Misérables«. ›Just a Baby‹ über das kleine Jesuskind wurde dann natürlich speziell Philipp Polzin, bzw. seinem Nachwuchs, gewidmet.
Nach gut 30 Liedern war dieses wunderschöne, besinnliche, lustige Weihnachtskonzert zu Ende. Bleibt nur das Motto des Konzerts zu wiederholen: »Willkommen zurück« und dies hoffentlich wieder und wieder und wieder.

Eine Chance gibt es 2023 noch: Am 16.12. in Berlin gibt es im ART Stalker das letzte Konzert dieser Tour.