CD des Monats: Mai 2024

Ku’damm 59
Original Berlin Cast 2024

Sie bringen eine eigene Handschrift in die deutschsprachige Musicalszene: Peter Plate und Ulf Leo Sommer, frisch zur künstlerischen Leitung des Theaters des Westens ernannt, legen mit »Ku’damm 59« ihr drittes Musical für das Berliner Traditionshaus vor und zugleich die Fortsetzung ihres Erfolgsstücks »Ku’damm 56«. Hierfür arbeitete das Songschreiber-Duo erneut mit Annette Hess zusammen, der Autorin der den beiden Bühnenwerken zugrundeliegenden TV-Dreiteiler, sowie mit ihrem bewährten Co-Produzenten und -Komponisten Joshua Lange.

Noch bevor Anfang Mai die Geschichte von Caterina Schöllack und ihrer gegen die Konventionen der damaligen Zeit rebellierenden Töchter Monika, Eva und Helga auf der Bühne weitererzählt wird, erschien die Studioeinspielung mit der Originalbesetzung. Wie von Plate/Sommer-Shows gewohnt, enthält das Booklet zwar lobenswerterweise alle Songtexte, aber leider keine Synopsis; auch die Rollenverteilung muss man online recherchieren. Hier könnte das Team künftig noch etwas mehr Sorgfalt und Liebe in die Booklets stecken.

Musikalisch knüpfen die Komponisten nahtlos an den Vorgänger an. Ihre Handschrift, die sie schon zu »Rosenstolz«-Zeiten perfektionierten, ist zu jeder Zeit erkennbar. Das hat gleichsam Vor- und Nachteile: Zwar ist man sofort wieder drin in der 1950er-Jahre-Klangwelt der Schöllack-Familie. Die wohlbekannte Mischung aus Balladen, Midtempo-Pop, Chanson, dem einen oder anderen Rocksong und viel Zeitkolorit vom Tango bis zum swingenden Schlager geht sofort ins Ohr – allerdings ebenso schnell wieder hinaus. Und hier liegt auch die Gefahr: Die Songs der bisherigen Plate/Sommer-Musicals klingen mittlerweile austauschbar. Zu sehr setzen sie auf die immer gleichen Formeln, zu ähnlich klingen die Hooks und Refrains, zu wenig unterscheidet sich die kompositorische »Bausubstanz« unter dem Arrangement-Putz (und damit sind nicht die durchaus zu entdeckenden bewussten Zitate aus dem ersten Teil gemeint). Natürlich gibt es hier etliche gelungene Titel zu entdecken: Mit ›Ich versprech dir‹, ›Drei Minuten Held‹ und ›Frühling in Berlin‹ gehen gleich die ersten drei Tracks des Albums in die Vollen, aber danach plätschern zu viele der 21 Tracks wenig einprägsam vorbei. Highlights wie ›Requiem‹, das mitreißende ›Geh ran‹, die eindringliche Ballade ›Zwischen Ost und West‹, das knackige ›Marie läuft Amok‹ oder das eingängige Finale ›Liebmichallee‹ stechen dafür umso stärker hervor. Möglicherweise sollten sich Peter Plate und Ulf Leo Sommer bei ihrem nächsten Musical etwas mehr Zeit fürs Songwriting lassen, denn es wäre doch schade, wenn aus dem frischen Wind, den sie in die hiesige Musicallandschaft eingebracht haben, nurmehr eine laue Masse-statt-Klasse-Brise würde. Immerhin hat die TV-Vorlage mit »Ku’damm 63« ja noch eine dritte Staffel zu bieten…

Nichts auszusetzen gibt es an den Leistungen des Ensembles: Celina Dos Santos (Monika), Pamina Lenn (Helga) und Isabel Waltsgott (Eva) übernehmen einen Großteil der Lieder und tragen das Castalbum mit frischen, frechen Darbietungen, mal stimmstark auftrumpfend, mal verletzlich. Auch Mathias Reiser (Freddy), David Nádvornik (Joachim), Steffi Irmen (Christa Moser), Katja Uhlig (Caterina) oder Philipp Nowicki (Wolfgang) absolvieren gelungene Auftritte. Die mainstream-kompatible Produktion der drei Komponisten ist abermals über jeden Zweifel erhaben – sie verstehen fraglos ihr Handwerk.
Die CD-Ausgabe des Albums wartet übrigens auf einer zusätzlichen Disc mit vier Bonustracks auf: Neben zwei schönen akustischen Versionen gibt es das schräg-amüsante ›Heimatfilm-Medley‹ zu entdecken sowie das hübsche, von Sebastian Rätzel gesungene ›Ich schenk dir Liebe‹.

Fazit: Das Duo Plate/Sommer setzt sein Erfolgsrezept fort und liefert bewährte Kost mit einigen Highlights.

25 Titel
CD 1: 69 min, CD 2: 13 min
Digipack mit 24-seitigem Booklet mit Credits, Liner Notes und Songtexten