WELTPREMIERE VON DISNEY’S »HERCULES – DAS HELDENHAFTE MUSICAL« – MÄCHTIG GETÖSE AUF DEM OLYMP!

Foto: Johan Persson Disney Stage Entertainment

Eine Weltpremiere einer Disney- Show in Hamburg, das hat es so noch nicht gegeben, auch wenn Hamburg in Sachen Musicals ja stark Disney-erprobt ist und allein auf der anderen Elbseite der Stadt mit »Die Eiskönigin« und »König der Löwen« zwei Disneyblockbuster sehr erfolgreich laufen.

An diese Erfolge möchte man mit »Hercules« nun anknüpfen und in Zusammenarbeit mit der Disney Theatrical Group wurde alles extra für Hamburg produziert.

Es wurde als ein musikalisches Abenteuer der Extraklasse angekündigt, das mit Liedern und Texten des achtfachen Oscar®-Gewinners Alan Menken und David Zippel, basierend auf dem Buch von Tony Award®-Gewinner Robert Horn (Tootsie) und Kwame Kwei-Armah (Künstlerischer Leiter des Londoner Young Vic), gespickt ist.

Für die Welturaufführung in Hamburg wurden extra noch neue Lieder hinzugeschrieben (wie z.B. ›Mensch sein‹ im zweiten Teil). Eine flotte und farbenfrohe Regie und Choreographie in Hamburg bringt Casey Nicolaw auf die Bühne, der sich von Tanisha Scott als zweiter Choreographin dabei unterstützen lässt. Das Bühnenbild (große Säulen im Hintergrund mit vielseitigen Videoprojektionen, drei verschiedene Weltkugeln, die sich drehen, und eine mit fluoreszierenden Lebensdrähten gebaute mystische Unterwelt) kommt mit zusätzlichem Videodesign von Dane Laffrey und einem ausgeklügelten Lichtdesign von Jeff Croiter daher und schafft wirklich aufregende und vielseitige Momente an diesem Abend.

Das Sounddesign stammt von Kai Harada (klingt in der Medienpremiere leider stark überfrachtet, unverständlich und auch stark computergestützt) und stellt den Wermutstropfen an diesem Abend dar.

Foto: Johan Persson Disney Stage Entertainment

Dafür begeistern die Kostümdesigns von Gregg Barnes und Sky Switser umso mehr: Ein rauchender Anzug mit Mantel von Hades oder die großartigen bunten Kleider der Musen und des gesamten Ensembles, großartig und sehr sexy und modern umgesetzt und interpretiert!

Hercules, in der Musicalversion Antityp zum Film, mit einem energiegeladenen Benét Monteiro besetzt, Sohn des Zeus, wird als Baby von seinem bösen Onkel Hades (Detlef Leistenschneider, am Anfang gar nicht so böse) und dessen Gehilfen (Karl und Heinz / Mario Saccoccio & André Haedecke) entführt, weil Hades selbst die Macht auf dem Olymp übernehmen will.

Foto: Johan Persson Disney Stage Entertainment

Hercules wächst nun unter den Menschen auf. Seine irdische Mutter klärt ihn eines Tages über seine wahre Herkunft auf und nun macht sich Hercules auf zu einer Reise, um wieder auf den Olymp und zu den Göttern zurückzukehren. Hier singt Monteiro eine schön klingende Version von ›Endlich angekommen‹.

Bevor er jedoch sein Ziel erreichen kann, muss er beweisen, dass er ein richtiger Held ist. Er trifft auf seinen Trainer Phil (Kristofer Weinstein-Storey, grummelig unterhaltsam angelegt) der ihn die PHIL-Methode lehrt.

Meg (Mae Ann Jorolan, stark angelegte Frauenpower), die im Auftrag von Hades agiert, versucht, Hercules zu verführen.

Einige Filmfiguren wie Pegasus, Pech und Schwefel und Hercules‘ menschlicher Vater sowie die spritzigen und sehr witzig schnell anschließenden Texte der Original-Filmvorlage verschwinden in der Musicalumsetzung und finden nun nicht mehr wie gewohnt statt. Casey Nicolaw setzt stattdessen auf die Einführung menschlicher Charaktere wie Karl und Heinz und eine komplett neue Ausrichtung der Personen- und Dialogregie.

Die Musen sind fantastisch anzuschauen und auch von den Tönen wirklich brillant klingend, man verstand am heutigen Medienpremierenabend jedoch kaum ein Wort von dem, was sie da gesungen haben. Da sie die Show mit ihren Songs vorantreiben und somit entscheidend sind für das Showfeeling und das Verständnis, sollte hier an der Phonetik und am Ton dringend nachjustiert werden. Auch Hercules‘ Vater Zeus spricht mit so starkem Akzent, dass es schwierig wird zu folgen. Gibt es denn wirklich keine deutschsprachigen Musicaldarsteller mehr, die eine Rolle wie diese mit Leben füllen könnten?

Das Ensemble (stark italienisch geprägt, wenn man sich die Besetzungsliste ansieht), begeistert mit unglaublich austrainierten Körpern und einer starken Ensembleleistung in den großen Tanznummern.

Wie eingangs beschrieben, wurde »Hercules« als ein Spektakel der Extraklasse angekündigt.

Foto: Johan Persson Disney Stage Entertainment

Ob diese Bühnenfassung allerdings auch den Weg zum neuen Musical-Dauerbrenner und auf das Treppchen des Musical-Olymp führen wird, bleibt abzuwarten. Am Ende werden es die Zuschauer:innen entscheiden.

 

Die ausführliche Kritik zu diesem Stück erscheint dann in der Ausgabe 129 / 03_2024.