Es gibt viele Konzerte, aber es gibt nur einen Frank Nimsgern! Nach acht Jahren Abstinenz kehrte der Komponist, Produzent und Musiker mit einem großartigen Konzert zurück in seine Heimatstadt Saarbrücken. Er wollte sich nicht dazu äußern, warum es so lange gedauert hatte, doch eines steht fest: Das Publikum hat ihn vermisst. Die über 1.000 Karten waren innerhalb kürzester Zeit verkauft und somit gab es ein ausverkauftes Haus.
Wie sehr sie ihn vermisst haben, wurde bereits nach dem ersten Lied ›Mach dich schön‹ aus dem Musical »SnoWhite«, bei dem er Aino Laos auf der Gitarre begleitete, klar. Es gab es kein Halten mehr: Das Publikum tobte und feierte den verlorenen Sohn. Jahrelang waren die Uraufführungen von Frank Nimsgerns Musicals am Saarländischen Staatstheater immer ausverkauft. Über eine Viertelmillion Besucher hörten dort seine Werke. Dazu gehörten eben auch »SnoWhite« mit Aino Laos, »Paradise of Pain« und »Poe«, und das Publikum hat ihn nicht vergessen.
An diesem besonderen Abend gab es aber neben Liedern aus den genannten Stücken auch vieles andere, neue zu hören und zu sehen. Denn wieder einmal hatte er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Kein einfaches Konzert sollte es werden, sondern eine Multi-Media-Show mit Videos, die eigens für das Konzert produziert wurden und synchron zum Gesang liefen, mit einer tollen Lichtanlage, großartigen Sängerinnen und Sängern, drei exzellenten Musikern und einem extra aus Füssen angereisten fünfköpfigen Ballett. Ein Genuss für Augen und Ohren und ein wirklich neues und innovatives Showkonzept.
Rockig ging es dann mit dem Gewinner von »The Voice Senior« Dan Lucas und ›Don’t Stop Believing‹ weiter. Mit ›Sugar Daddy‹ aus dem Musical »Jack the Ripper«, gesungen von Aino Laos, wurde es dann jazzig.
Svenja Meyer ist eine Entdeckung von Frank Nimsgern und war sieben Jahre alt, als sie das Musical »SnoWhite« zum ersten Mal sah. Ihr großer Traum, einmal selbst auf der Bühne zu stehen, hat sich inzwischen erfüllt, und mit dem Lied ›Frei wie der Wind‹ bewies sie auch ihre gesangliche Stärken.
›You reap what you sow‹ wird im Musical »Jack the Ripper« von Inspektor Hanks gesungen. Das Stück wurde in Hof und in Merzig aufgeführt und hatte demzufolge auch zwei Darsteller, nämlich Dan Lucas und Martin LeMar. Es war interessant, die beiden gemeinsam singen zu hören.
Mit seiner schönen Stimme und dem Titel ›Anthem‹ aus dem Musical »Chess« verzauberte Chris Murray dann das Publikum. Dass es nicht immer laut und rockig sein muss, bewies er mit diesem gefühlvollen Titel, bei dem ihn Frank Nimsgern am Piano begleitete. Eine ideale Symbiose, die mit tosendem Applaus belohnt wurde.
Chris Murray arbeitet, wie Aino Laos, schon seit vielen Jahren mit Frank Nimsgern sowohl in den verschiedenen Musicals als auch in den »Classics«-Konzerten zusammen. Dass er aber nicht nur die leisen Töne beherrscht, bewies er dann direkt im Anschluss mit einem Medley ›Noch könnt ihr spotten/Macht‹ aus dem Musical »Der Ring«, in dem er den Zwerg Alberich gespielt hat. Nach einer kurzen Erklärung, wie Alberich versucht, mit dem Ring der Macht sein Leben zu verbessern, und wie schön es wäre, in diesen unruhigen Zeiten eben solch einen Ring zu besitzen, der Krieg und Krankheiten wegzaubern könnte, ging es dann mit ›Spotten‹ los, dass mit einem nicht enden wollenden Ton, für den es sogar Zwischenapplaus gab, in ›Macht‹ überging.
Rockig ging es dann auch mit ›You are the Voice‹ (Aino Laos und Dan Lucas) weiter, gefolgt von zwei Titeln aus dem neuen Meisterwerk von Frank Nimsgern »Zauberflöte – das Musical«. Aino Laos, die auch die Songtexte zu den Liedern geschrieben hat, sang sehr gefühlvoll, begleitet von Frank Nimsgern auf der Gitarre, ›Ohne dich‹. ›Rache ist süß‹ schwor Chris Murray im Originalkostüm als Monostatos, begleitet von den Tänzerinnen. Passend als letztes Lied vor der Pause hieß es dann ›Raus hier‹ aus »Jack the Ripper«.
Dass Frank Nimsgern nicht nur ein genialer Komponist und Musiker ist, sondern auch ein großes Herz hat, bewies er zusammen mit dem Saarländischen Staatstheater in der Pause. Gemeinsam hatten sie Krebspatientinnen und -patienten zum Besuch des Konzerts eingeladen und in der Pause gab es dann ein Treffen mit Frank Nimsgern, der gut gelaunt Autogramme und kleine Geschenke verteilte.
Danach ging es aber dann im Saal weiter, wo das begeisterte Publikum schon wartete. ›Queen Superstar‹ aus »SnoWhite« gehört zu Aino Laos‘ Lieblingsstücken. Weniger bekannt ist dagegen das Musical »Poe«, aus dem Martin LeMar und Dan Lucas ›Schlag ein‹ sangen, optisch durch ein ziemlich erotisches Video untermalt. Auch das Musical »Paradise of Pain« ist nicht ganz so bekannt, doch das Duett ›Break the Silence‹, gesungen von Aino Laos und Martin LeMar, war wunderschön.
Das gemeinsame Pfeifen für das Lied ›Steig hinab, kleiner Mann‹ aus »Der Ring« übte Chris Murray dann erst mal mit den Zuschauern und sorgte dabei für einiges Gelächter, denn so richtig wollte es nicht klappen.
›Franks Bach‹ ist eine Abrechnung mit seiner Kindheit und gleichzeitig eine Hommage an Johann Sebastian Bach. Als Junge musste er ewig am Klavier üben, war aber eigentlich nie gut genug, und Noten lesen war so gar nicht sein Ding. Doch aus der Not wurde eine Tugend, aus dem kleinen Jungen ein begabter Komponist und so entstand ›Franks Bach‹, eine Mischung aus Ave Maria und dem C-Moll-Präludium, nicht, wie ursprünglich geschrieben, am Klavier, sondern auf der Gitarre gespielt, eine Mischung aus Jazz und klassischen Elementen, die wirklich großartig klingt.
Mit seinem neuen Musical »Zauberflöte« ging es dann auf das Ende des Konzertes zu. ›Sakrileg‹, gesungen von Aino Laos als Königin der Nacht, enthält auch die großartige Koloratur aus der Oper, klingt aber ansonsten nicht wie Mozart, sondern eben wie Nimsgern. Chris Murray als Sarastro im Originalkostüm des Musicals eröffnete ›Brot und Spiele‹, während Aino Laos ›Der Hölle Rache‹ heraufbeschwor. Mit ›Geh mit mir‹ und ›Spiel des Lebens‹ aus demselben Musical, gesungen von allen und wunderbar getanzt von dem Ballett aus Füssen, sollte es eigentlich zu Ende sein, doch natürlich durften ›Can You See the Light‹, das Frank Nimsgern extra für die Siegfried-und-Roy-Show und die Show »Elements« komponiert hat, und ›From now on‹ (aus dem Film »The Greatest Showman«) nicht fehlen, wobei sich Chris Murray für den Anfang dieses Songs etwas Besonderes überlegt hatte, denn er bat das Publikum, das es schon lange nicht mehr auf den Stühlen gehalten hatte, sich wieder zu setzen. Erst dann begann er kniend und ganz leise mit dem Song, um dann immer mehr Dynamik aufzubauen, bis alle mitmachten.
Das sollte dann tatsächlich das Ende sein, doch das Publikum, inzwischen nicht mehr zu bremsen, forderte lautstark weitere Zugaben, so dass es ganz spontan und für alle überraschend noch zwei weitere, gar nicht geplante Zugaben von Aino Laos und Dan Lucas gab.
Ein unglaubliches Konzert und ein wunderschöner Abend mit toller Musik und einer einmaligen Bühnenshow. Bleibt zu hoffen, dass es so etwas möglichst bald wieder gibt.
Fotos: Ingrid Kernbach