Seit der Saisoneröffnung am 11. Juni darf nun auch endlich 2024 wieder »getschaunert« werden! Eine große Zahl an Wiener Prominenz (u.a. Richard Lugner samt frisch vermählter Gattin und diversen ehemaligen Lugnerinnen, Dompfarrer Toni Faber und Claudia Rohnefeld) fand sich ein und nahm – wie alle anderen Besucher auch – in der Holzklasse Platz, um sich mehr als 2 Stunden von der neuesten Eigenproduktion entführen zu lassen.
Auch dieses Jahr bietet die Traditionsbühne in Wien beinahe täglich ein neues Programm: Neben der Musikrevue »1000 Jahre Tschauner«, die gleich genauer beschrieben wird, gibt es eine Reihe von Stegreif-Erfolgsproduktionen der vergangenen Jahre (Empfehlung der Redaktion: »Therapie Zwecklos!«) und die neue Produktion »Gleich und gleich vermählt sich gern«, erstmals mit der Dragqueen Grazia Patrizia. Wegen des großen Zuschauerzuspruchs gibt es auch dieses Jahr wieder die Schlagerrevue »Komm ein bisschen mit nach Italien« und die Stegreif-Revue von 2023, »Tschauner Enterprise«, darf auch noch mal auf Fahrt gehen. Ab Ende Juni lehrt uns die diesjährige Stegreif-Revue »Die Tschauners« das Gruseln – versprochen werden Gänsehaut und schwarzer Humor rund um eine abgefahrene Familiengeschichte. Hier hat nun die »Bestattung Wien« die Patenschaft für das Stück übernommen – wir werden berichten!
Situationen und Komplikationen
Am Premierenabend gab es eine Reise durch die erfolgreichen Eigenproduktionen und Ausflüge in bekannte Stücke wie »Phantom der Oper«, »Schöne und das Biest«, »My fair Lady«, »Cats« und »Rebecca« zu erleben. Von den Eigenproduktionen der Tschauner Bühne (einige in Koproduktion mit dem Theater 82er Haus in Gablitz) kamen Ausschnitte unter anderem aus »Pflanz der Vampire«, »Sissi, Beuteljahre einer Kaiserin«, »Zuständ wie im alten Rom«, »Komm ein bisschen mit nach Italien«, »Im weißen Rössl«, und » Tscharleys Tante« hat auch kurz vorbeigeschaut. Sozusagen eine Best-of-Revue mit Lach-, Sing- und Schunkelgarantie für Alt und Jung.
All das unter dem roten Faden der Handlung: Die Mitglieder der Tschauner Bühne bekommen »von ganz oben« den Auftrag, eine Geburtstagsgala auf die Beine zu stellen. Doch wie sollen sie das so schnell schaffen? So begeben sie sich auf die Suche nach einem Konzept für den Abend: Der übermotivierte Autor (Jürgen Kapaun) hat so einige Einfälle, doch der eher wieder unmotivierte Regisseur (Markus Richter) und die uninteressierte Choreographin (endlich wieder auf der Bühne zu erleben: Lilly Kugler-König) sind da nicht so seiner Meinung. Sie sind eher mit sich selbst beschäftigt als voller Tatendrang. Da sind die beiden Engel Comödia (Daniela Lehner) und Melodramaticus (Georg Hasenzagl) auch nicht besonders hilfreich…
Bemerkenswert bei der Show ist, dass der Funke von Beginn an auf das Publikum überspringt, was viele große Produktionen nicht schaffen. Die Spielfreude der Darsteller ist zu spüren und das Publikum greift das gerne auf.
Etwas Vertrautes, etwas fürs Herz
Als Leading-Team zeichnen hauptsächlich die Darsteller auf der Bühne verantwortlich – wahre Wundertalente! Für die Regie ist Markus Richter verantwortlich, der selbst auch in verschiedene Rollen auf der Bühne schlüpft – so auch als unübertroffener Graf Draculic.
Jürgen Kapaun hat das Buch geschrieben und hat hier nicht mit Einfallsreichtum gespart. Fantastisch ist er auch als Professor Abronsius in der »Pfälung des Grafen« und als Schlagerstar mit »Spanish Eyes«.
Die Choreographie von Menschen und Pferden stammt von Lilly Kugler-König, die endlich auch wieder auf der Bühne steht – als Mensch und auch als Pferd. Ihre starke Stimme, die Körpersprache und besonders die Mimik machen ihre seltenen Auftritte ganz besonders.
Daniela Lehner und Georg Hasenzagl sorgen nicht nur optisch für Vergnügen, sondern zeigen auch ihre Vielseitigkeit in verschiedenen kleinen Rollen und runden das Ganze gesanglich erstklassig ab.
Hinter der Bühne herrscht wahre Frauenpower: Barbara Langbein sorgt für die passenden Kostüme, Petra Fibich-Patzelt für das Bühnenbild und Monika Krestan ist für die Maske zuständig.
Wer unterhaltsame Stunden und einen bunten Mix aus hauptsächlich Musical, gespickt mit etwas Schlager und Rock & Pop, verbringen möchte, ist bei »1000 Jahre Tschauner« goldrichtig. Und so viel sei verraten: Jeden Abend ist ein weiterer Stargast auf der Bühne – bei der Premiere war es Bernhard Viktorin, der plötzlich zum Castingaufruf erschien. Direktorin Monika Erb und der ganzen Crew ist da wieder etwas Besonderes gelungen in diesem Jubiläumsjahr!
Tickets unter www.tschauner.at.
Die ausführliche Kritik zu diesem Stück erscheint in der Ausgabe 130 / 04_2024.