CLASSICS Konzert von Frank Nimsgern im Staatstheater Saarbrücken

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Dass Frank Nimsgern großartige Musik komponiert und ein ebenso großartiger Gitarrist wie Pianist ist, ist inzwischen fast allen bekannt. Dass er aber im Staatstheater Saarbrücken jahrelang viele seiner Musicals uraufführte und immer ein volles Haus hatte, wissen vielleicht nicht ganz so viele Menschen.
Aber das Publikum hat ihn nicht vergessen und schon im letzten Jahr, als er endlich einmal wieder im Staatstheater ein Konzert spielte, war dies innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Und so war es auch dieses Jahr wieder.
Was war das für ein Fest! Noch ehe es überhaupt richtig los ging, jubelten ihm die Zuschauer begeistert zu. Und als Aino Laos gleich als erste mit ›Mach dich schön‹ aus dem Musical »SnoWhite« auftrat, wollte der Jubel kein Ende nehmen, denn sie gehört zu den Darstellerinnen, die in den ersten Musicals von Frank Nimsgern, die in Saarbrücken aufgeführt wurden, fast immer eine der weiblichen Hauptrollen spielte, sei es nun in »Paradise of pain« (in dem später auch Chris Murray mitspielte), »SnoWhite« oder »Poe«.
Mit dem nächsten Song kündigte Frank Nimsgern dann nach einem schönen Intro am Piano zwei Topstars des deutschen Musicals an: Chris Murray und Jan Ammann, die ›Dies ist die Stunde‹ aus dem Musical »Jekyll and Hyde« gemeinsam sangen und sich dabei gegenseitig stimmlich zu Höchstleistungen inspirierten. Das war schon der erste Gänsehaut-Moment, dem aber noch viele folgen sollten.

Auch der nächste Titel aus dem Nimsgern-Musical »Der Ring« ist eines der großen Stücke. Chris Murray, der im Stück den Zwerg Alberich gespielt hat, konnte auch gleich die Bedeutung des Rings erklären, den er mitgebracht hatte. Und während ›Noch könnt ihr spotten‹ noch recht ruhig gesungen ist, explodierte Murray förmlich bei dem Teil, indem er von der ›Macht‹ singt. Optisch unterstützt wurde er dabei sogar noch von 4 Tänzerinnen, die das Bild abrundeten. Auch nach diesem Titel tobte das Publikum.
In eine ganz andere Richtung ging es dann mit Fabrizio Levita, mit dem Frank Nimsgern »Freedom«, eine Hommage an George Michael, gespielt hat. Auch ›Maniac‹ fing ganz ruhig an, nur von der Stimme und den Klängen des Pianos getragen, steigerte sich jedoch dann schlagartig, so dass das Publikum auch gleich mitklatschen konnte.
Weiter ging es mit ›Manchmal‹, gesungen von Aino Laos. Schon jetzt merkte man leider deutlich, dass die Sängerin krank war, obwohl sie sich noch etwas später durch den nächsten Titel ›Der Hölle Rache‹ aus dem Musical »Die Zauberflöte« kämpfte.
Frank Nimsgerns Rache an Johann Sebastian Bach, dessen Musik er als Kind immer spielen musste, besteht in einer eigenen Version von Kompositionen des zuvor Genannten. Ganz neu dagegen ist das Musical »Seele für Seele ‒ Die Legende vom Freischütz«, zu dem Frank Nimsgern die Musik geschrieben hat und das von der Geschichte her ein bisschen an die Oper »Freischütz« erinnert – aber eben nur ein kleines bisschen. Das Lied ›Fehlbar‹ aus »Seele für Seele« sorgte dann gleich das nächste Mal für Gänsehaut. Es wurde in Saarbrücken zum ersten Mal als Duett gesungen, und zwar von Chris Murray und Martin LeMar. Martin, der in Frank Nimsgerns Musical »Jack the Ripper« den Kommissar spielte, blieb dann auch gleich für ›You Reap What You Sow‹ auf der Bühne.
›A Million Dreams‹ (aus dem Film »The Greatest Showman«), gesungen von Chris Murray, erfüllten sich vor dem Lied auch für ein kleines Mädel, das an diesem Abend seinen 10. Geburtstag feierte und für das alle, angestimmt durch Chris Murray, ›Happy Birthday‹ sangen.
Mit der ›Unstillbaren Gier‹ aus »Tanz der Vampire«, unvergleichlich einfühlsam gesungen von Jan Ammann, ging dann auch der erste Teil zu Ende und entließ ein vergnügtes, begeistertes Publikum in die Pause.
Doch während die Zuschauer noch nichts Böses ahnten, braute sich hinter der Bühne eine kleine Katastrophe zusammen, denn Aino Laos konnte definitiv nicht weitersingen, wie sie selber und Frank Nimsgern das Publikum zu Beginn des zweiten Teils das Publikum wissen ließen. So hieß es jetzt auf die Schnelle, das Programm komplett umzubauen und zu improvisieren. Aber nicht umsonst hat Frank Nimsgern solche Profis wie Chris Murray, Jan Ammann oder Fabrizio Levita dabei, die in der Lage sind, auch ohne Proben etwas anderes zu singen.
So ging es dann nach der Pause mit ›You‘re the Voice‹ von John Farnham weiter, bei dem das Publikum fröhlich mitklatschte und sang. Der nächste Gänsehauttitel, mit einem schönen Beethoven-Intro auf dem Piano gespielt von Frank Nimsgern, stammte aus dem Musical »Chess«: ›Anthem‹, stimmgewaltig gesungen von Chris Murray. Mit Fabrizio Levita und Elton Johns ›Don‘t Let the Sun Go Down on Me‹ folgte der nächste ungeprobte Song ‒ dafür umso großartiger, dass sowohl Sänger als auch Musiker es perfekt machten. Ein weiteres absolutes Highlight aus dem Musical »Die Zauberflöte« folgte mit ›Rache ist süß‹, gesungen von Chris Murray. Aus dem neuen Musical »Seele für Seele« sang Jan Ammann den gleichnamigen Titelsong.
Eine weitere Adaption eines echten Klassikers präsentierte Frank Nimsgern zusammen mit seiner Band und begleitet von Wolfgang Wehner auf einer E-Violine: einen Ausschnitt aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ – den ›Sommer‹. Dabei kam ihm kurz ein Gedanke: Wenn sie jetzt alle Vier Jahreszeiten spielen würden, wäre das Konzert auch gerettet. Aber das ist bei solch tollen Künstlern, wie er sie dabeihatte, gar nicht nötig, denn es folgten ›Break the silence‹ von Frank Nimsgern (aus »Paradise of Pain«), und ›I‘m still standing‹, ein Titel von Elton John, gesungen von Fabrizio. ›Kleiner Mann‹ aus dem »Ring« ist schon fast ein bisschen eine Nimsgern-Hymne, und wurde gesungen von Chris Murray, der dann auch das Publikum zum Mitsingen und -pfeifen motivierte. ›Das Spiel des Lebens‹ (aus dem Musical »Zauberflöte«), dessen Text Chris Murray kurz zitierte und damit bewies, dass Musicaltitel auch einen Sinn haben können, wurde von allen vier Solisten interpretiert.
Mit ›From now on‹ (aus »The Greatest Showman«), dessen Anfang Jan Ammann sang und in das dann alle nach und nach einstiegen, ging es dann langsam dem Ende entgegen. Das Publikum, inzwischen völlig begeistert, forderte lautstark und stehend Zugaben und so gab es noch ›Don’t Stop Believing‹ und ›Can You See the Light‹, den Titel, den Frank Nimsgern, wie er erklärte, für die Show der beiden deutschen Zauberer Siegfried und Roy geschrieben hat und der inzwischen auch ein fester Programmteil seiner Konzerte ist.
Unfassbar, wie schnell dieser grandiose Abend verging, wie wunderbar und gelungen die Mischung aus rockigen und klassischen Liedern war, wie wunderschön anzuschauen das Bühnenbild mit tollen Lichteffekten und extra produzierten Videos und natürlich wie exzellent die Sänger und die Musiker, die die Sänger begleiteten, waren, denn neben Frank Nimsgern an der Gitarre und dem Piano waren da noch Sebastian Berg, Marc Rohles, Wolfgang Wehner, Stefan Engelmann und Kai Becker sowie das Ballett unter der Leitung von Michael Ewig. Danke an alle für diesen unvergesslichen Abend!
Wer jetzt Lust bekommen hat, hat am 19.10.2025 im Saalbau in St. Wendel noch einmal die Chance, dann hoffentlich auch wieder mit einer gesunden Aino Laos.