CD des Monats: Juni 2025

The Choir Of Man

Original London Cast 2018

Dieses Castalbum hat zwar schon einige Jährchen auf dem Buckel, lief bisher aber eher unter dem Radar. Nachdem Auszüge aus »The Choir Of Man« bei der diesjährigen Tournee von »This Is The Greatest Show!« zu hören waren, ist das 2017 beim Edinburgh Fringe Festival uraufgeführte Stück nun auch hierzulande ins Bewusstsein der Musical-Fans gerückt; auch die CD ist nun über den Fachhandel erhältlich.

Seit Oktober 2021 läuft »The Choir Of Man« im Arts Theatre im Londoner West End. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Show mehrfach verlängert und auch nach der Renovierung des Theaters im Frühjahr 2025 wieder auf den Spielplan gesetzt. Das Nichts von Handlung (Buch: Nic Doodson und Andrew Kay) dreht sich um eine Gruppe »ganz normaler Männer«, die in ihrem Stammlokal nicht nur Bier trinken, sondern auch (statt wie andere Kneipen eine Fußball- oder Darts-Mannschaft zu gründen) im »Pub Choir« singen. Neun Darsteller, die sich auch größtenteils selbst auf akustischen Instrumenten begleiten, performen eine Reihe von Coverversionen bekannter Pop-, Folk- und Musicalsongs. Verbunden werden diese (quasi) konzertanten Darbietungen durch poetische Monologe aus der Feder von Ben Norris (die auf dem Castalbum naheliegenderweise fehlen).

So weit, so unspektakulär? Ja, aber die musikalischen Leistungen der Beteiligten, gleich ob gesanglich oder am Instrument, sind fulminant, die Arrangements von Jack Blume kreativ und einfallsreich. Da werden im Opener ›Save Tonight‹ (Eagle-Eye Cherry) und ›Wake Me Up‹ (Avicii) kombiniert, als hätten sie immer schon zusammengehört; da bekommt ›I’m Gonna Be (500 Miles)‹ von The Proclaimers (in den Credits ist peinlicherweise das falsche Lied ›500 Miles‹ von Hedy West aufgeführt) ein an romantische Klavierstücke erinnerndes Intro und wird auch bei Gesangseinsatz zunächst wie ein klassisches Kunstlied begleitet. Weitere Highlights sind das eindringliche ›Hello‹ (Adele), das balladesk entschlackte ›Under The Bridge‹ (Red Hot Chili Peppers) oder das kraftvolle ›You’re The Voice‹ (John Farnham). Musicalliebhaber dürfen sich über eine toll gesungene Version von ›Impossible Dream‹ aus »Man of La Mancha« freuen, auch wenn diese angesichts all der schönen Arrangement-Ideen auf diesem Album fast schon ein wenig »gewöhnlich« daherkommt. Mit dem ausgesprochen gelungenen Finale ›Bring Tomorrow On‹ haben Jack Blume und Co-Autor Nic Doodson immerhin ein originales Lied für »The Choir Of Man« beigesteuert.

Das Digisleeve listet keine Leadsänger für die jeweiligen Tracks auf, was aber auch nachvollziehbar ist. Alle neun Herren (Aidan Banyard, Tom Brandon, Andrew Carter, Connor Going, Freddie Huddleston, Peter Lawrence, Mark Loveday, Ben Norris, John Sheehy) vollbringen hier in grandiosen Vokalarrangements eine perfekte Ensembleleistung. Nun kann man sich krittelnd fragen, warum immer mehr Musicals lediglich auf Zweitverwertungen bekannter Vorlagen bzw. Kompilationen existierender Popsongs setzen statt auf neue und eigens geschriebene Partituren. Man kann aber auch einfach die musikalische Qualität und Kreativität auf diesem Album genießen, die live im Theater für einen großartigen Abend sorgen dürften.

Fazit: Männer in der Kneipe singen Pop-Songs – und das ausgesprochen mitreißend.

13 Titel

44:14 min

CD im Digisleeve mit Credits

 

Songliste:

01. Save Tonight / Wake Me Up
02. The Impossible Dream
03. Teenage Dream
04. Hello
05. Escape (The Piña Colada Song)
06. 500 Miles
07. Under The Bridge
08. Chandelier
09. Some Nights
10.Waterloo Sunset
11. You’re The Voice
12. The Parting Glass
13. Bring Tomorrow On