»Anastasia«-Aufführungen der Musical Academy Tübingen in der Kulturhalle Dußlingen

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»Anastasia«, das Musical um die verschollene Zarentochter, ist nicht unbedingt das einfachste Stück, das sich die Amateure der Musical Academy Tübingen für dieses Jahr auf den Spielplan geschrieben haben. Denn »Anastasia« erfordert große, wechselnde Bühnenbilder, hat viele Tanzszenen und dazu viele nicht ganz leicht zu singende Lieder.

Doch was man mit viel Fleiß und Ambition erreichen kann, beweisen die Mitglieder der Academy. Nicht nur, dass sich Regisseur Silvester Keller in Sachen Bühnenbild einiges überlegt und es mit dem Team um Simeon Faiß umgesetzt hat, sondern es gibt auch schöne Kostüme von Vincent Fix und natürlich ein Live-Orchester unter der Leitung von Emilia Schneider.

Doch besonders muss man wohl die Hauptdarstellerin Michelle Trifonov als Anja/Anastasia loben, die mit angenehmer Stimme nicht nur all die schwierigen Lieder, sondern die die Zugabe auch noch auf Russisch singt.

Yannick Huber als Dimitri spielt seine Rolle ebenso mit Hingabe wie Johannes Kahlhöfer als Gleb und Anna Hill als Zarenmutter. Leider ist ihr Make-up etwas überzeichnet, wobei es natürlich auch schwierig ist, aus einer jungen Frau eine alte Zarenmutter zu machen.

Besonders ins Auge sticht auch Konrad Lenhard als Wlad, der nicht nur gesanglich und komödiantisch überzeugen kann, sondern auch tänzerisch. Im zweiten Teil legt er mit seiner wiedergefundenen Liebe Lily, gespielt von Annika Zacharias, einen heißen Tango aufs Parkett, der beim Zuschauen viel Spaß macht.

Überhaupt gibt es im Stück viele Tanzszenen, die mit Bravour gemeistert werden. Besonders im zweiten Teil gibt es beim Besuch der Pariser Oper eine Szene aus »Schwanensee«, bei der klassisches Ballett getanzt wird. und das ist durchaus anschaubar.

Die Geschichte von Anastasia beginnt im Russland der Zaren, wo sie als kleines Mädchen (ganz hinreißend von Lina gespielt) von ihrer Großmutter eine Spieluhr geschenkt bekommt, bevor diese nach Paris abreist.

Kurz danach wird die gesamte Zarenfamilie erschossen und wir finden uns in Leningrad und dem Kommunismus wieder, wo Kommissar Gleb für Ordnung sorgt, während die Bevölkerung leidet. Und noch immer halten sich die Gerüchte, dass die Zarentochter Anastasia überlebt hat. Dort auf dem Markt begegnen sich Anja, die Straßenkehrerin, und Gleb das erste Mal, während die beiden kleinen Gauner Dimitri und Wlad nach einer Möglichkeit suchen, das Land zu verlassen, bevor alle Grenzen dicht sind.

Natürlich wäre es am besten, die Beiden fänden ein Mädchen, dass Anastasia sein könnte, denn die Großmutter hat eine Belohnung ausgesetzt, falls jemand Anastasia findet. Doch alle Bemühungen der Beiden, unter den Mädchen von der Straße eine Anastasia zu finden, scheitern ‒ bis Anja auftaucht, die eigentlich von Dimitri einen falschen Ausweis will, da sie unbedingt nach Paris möchte. Warum, weiß sie nicht, sie weiß nur, dass dort jemand auf sie wartet. Wlad jedoch erkennt in ihr das Potenzial ‒ mit etwas Unterricht könnte Anja als Anastasia durchgehen. Nach und nach erinnert sich Anja an immer mehr Dinge und zum Schluss glauben alle drei, dass sie die echte Zarentochter ist.

Nach einer abenteuerlichen Reise schaffen sie es nach Paris. Hier trifft Wlad seine verlorene Liebe Lily wieder, die als Sekretärin der Zarenmutter arbeitet. Bei einem Besuch in der Pariser Oper versuchen sie, Anja der Zarenmutter vorzustellen, doch der Versuch scheitert kläglich, da diese genug von den vielen Schwindlerinnen hat. Allerdings erkennt sogar Lily in Anja die verschwundene Anastasia, und nachdem Dimitri die Zarenmutter ordentlich beschimpft hat, kommt es zu einer zweiten Begegnung zwischen ihr und Anja. Nun erkennt auch die Zarenmutter in Anja ihre verlorene Enkelin. Doch inzwischen hat sich Dimitri in Anja verliebt. Zu allem Überfluss taucht auch noch Gleb in Paris auf, er will die Zarentochter erschießen oder aber die Genossin zurückbringen nach Russland. Die Situation spitzt sich zu und es bleibt die Frage, wie wird es enden?

Erfahren könnt ihr das bei einem Besuch in der Kulturhalle Dußlingen (oder ihr habt das Stück schon 2018 im Stage Theater in Stuttgart gesehen). Auf jeden Fall macht der Besuch in Dußlingen viel Spaß – zu sehen ist es noch heute und morgen für Kurzentschlossene!