1648 – Macht. Liebe. Intrige.
Studio Cast 2025
Mit der Uraufführung von »1648 – Macht. Liebe. Intrige« im September 2023 erhielt auch Osnabrück sein eigenes Musical am Originalschauplatz. Eigentlich ziemlich spät, denn schließlich bildet der Dreißigjährige Krieg, dessen Ende (eben im Jahre 1648) nach jahrelangen Friedensverhandlungen bekanntlich in den Rathäusern von Osnabrück und Münster besiegelt wurde, einen dankbaren Stoff für ein üppiges Historienmusical. Florian Albers (Musik) und Michael Przewodnik (Text) schufen vor dem historischen Hintergrund einen Mix aus Fakten und Fiktion, persönlichen Schicksalen und Zeitgeschichte. Rechtzeitig zur Wiederaufnahme im April erschien nun eine Studioaufnahme mit zwölf Auszügen aus dem Werk.
Ein derartiger Stoff würde die meisten Komponisten dazu verführen, das ganz große Besteck auszupacken, mit dramatischen Streichern, bombastischen Bläsern, martialischem Schlagwerk, dazu große Chöre und Massenszenen, das alles garniert mit ein paar typischen Musicalballaden, um den Genrekonventionen gerecht zu werden. Umso überraschender die Herangehensweise, die Florian Albers für seine Partitur gewählt hat: »1648« erzählt seine Geschichte mit einer höchst zeitgemäßen Popmusik, die mit eingängigen Hooks, moderner, Synthesizer-lastiger Produktion, stilistischer Vielseitigkeit und versiertem Handwerk in Bezug auf Melodien und Arrangements punktet. Das ›Opening‹ wirft den Hörer direkt mit Rap-Rhythmen ins Geschehen (›Hamilton‹ lässt grüßen), andere Songs klingen wie eine Reminiszenz an aktuelle, »historische« Fun-Pop-Musicals wie »Six« oder »& Julia«. Songs wie das rockige ›Tatendrang‹ (mitreißend gesungen von Myriam Akhoundov), das dramatische, von Lukas Witzel eindringlich interpretierte ›Stiller Held‹, das mit einem treibenden Synth-Riff und unerwarteten harmonischen Wendungen Spannung erzeugende ›Wie kann ich entfliehen‹ (Akhoundov und Patrick Bertels) oder die beiden Pop-Radio-kompatiblen (in der Reihenfolge nach dem Finale platzierten, also vermutlich als Bonustracks zu betrachtenden) Duette ›Schuld und Zweifel‹ und ›Teilen wir ein Leben‹ von Celina dos Santos und Thomas Hohler stechen auf Anhieb hervor und machen neugierig auf ihre Umsetzung auf der Bühne sowie auf ihre Platzierung im dramaturgischen Kontext.
Womit wir beim Wermutstropfen dieser Veröffentlichung wären: In Ermangelung eines Booklets und somit einer Synopsis fällt es schwer, anhand dieser zwölf Auszüge der Handlung des Stücks zu folgen, sofern man es nicht selbst gesehen hat. Sollte diese CD nicht nur als Souvenir an den Theaterbesuch gedacht sein, sondern auch als möglicher Türöffner für weitere Produktionen, liegt hier ein bedauerliches Versäumnis. Zudem wirkt so angesichts des für eine Einzel-CD recht hohen Verkaufspreises das Gesamtpaket nicht wirklich rund. Dennoch: Diese zwölf »Appetithäppchen« machen Lust auf den Rest der Partitur.
Fazit: Ein spannender Stoff in moderner kompositorischer Umsetzung.
12 Titel
45:52 min
CD im Digipack mit Credits
Songliste:
01. Opening
02. Tatendrang
03. Jeder denkt an sich
04. Marie
05. Ich bin gefangen
06. Ich herrsch‘ hier allein
07. Stiller Held
08. Die Audienz / Seidene Fäden
09. Wie kann ich entfliehen
10. Finale
11. Schuld und Zweifel
12. Teilen wir ein Leben