Es ist rockig, fröhlich und bunt, wenigstens auf den ersten Blick, das Musical »Hairspray«. Doch wenn man ein bisschen genauer hinhört, entdeckt man Probleme, die heute wie damals, und längst nicht nur im Baltimore, gelten.
Da gibt es die etwas pummelige Tracy Turnblad (Daniela Tweesmann), die von einem Auftritt in der Corny-Collins-Show träumt. So gerne würde sie dort tanzen und möglichst auch die »Miss Teenage Hairspray«-Wahl gewinnen. Aber Mama Edna (Andrea Matthias Pagani), die ebenso pummelig wie Tracy ist und die nur für andere die Wäsche bügelt, rät ihr heftig davon ab. Dagegen ist Papa Turnblad (Claudius Freyer), der einen schlecht laufenden Scherzartikelladen hat, positiv gestimmt und rät Tracy dazu, es ruhig zu versuchen.
Mit viel Hartnäckigkeit schaffen es Tracy und ihre Freundin Penny (Mirjam Wershofen), vorzutanzen. Doch Tracy entspricht so gar nicht den Vorstellungen der Produzentin der Show, Velma von Tussle (Maaike Schuurmans), die den Preis der »Miss Teenage Hairspray« schon längst ihrer arroganten Tochter Amber (Katia Bischoff) zugedacht hat. Doch da Tracy nicht nur natürlich ist, sondern auch gut tanzen kann, wird sie schnell zum Publikumsliebling. Auch der Star der Sendung, der junge Link Larkin (Lucca Kleimann), der dort auf seinen großen Durchbruch hofft, wird von Tracys Fröhlichkeit angezogen.
Aber nicht nur Tracys Aussehen ist ein Handicap, sondern auch ihr Umgang mit dem farbigen Seaweed (Malcolm Quinnten Henry) und seinen Freunden. Zusammen mit Penny und Link gehen sie sogar zu einer Party von Seawoods Mama Motormouth Maybelle (Monica Lewis-Schmidt), und gemeinsam demonstrieren sie dafür, dass die Farbigen nicht nur an einem Tag der Woche im Fernsehen auftreten dürfen. Allerdings landet Tracy dafür im Gefängnis, wo sie von Link heimlich befreit wird. Dass das Stück dann doch für alle außer den von Tussles gut endet, ist fast schon erstaunlich.
Regisseur Christopher Tölle hat großartige Darstellerinnen und Darsteller ausgewählt, die sich auf der nicht ganz ungefährlichen Treppe sicher bewegen, toll spielen und tanzen und vor allem auch singen. Das Stück wirkt modern, frisch und hat viele lustige Pointen.
Bei den Darsteller:innen sind natürlich die ausgezeichnet singende und tanzende Daniela Tweesmann als Tracy Turnblad und ihre Mama, Andrea Matthias Pagani als Edna Turnblad, besonders erwähnenswert. In einem Fatsuit unter der Kittelschürze verpackt, überzeugt er nicht nur mit seiner schönen Stimme, sondern auch mit dem zur Rolle passenden Humor.
Ein großes Kompliment auch den über 10 Musikern unter der Leitung von Heiko Lippmann, die für einen tollen Sound sorgen, sowie den Choreografen Nigel Watson und Christopher Tölle (der Regisseur), die dafür sorgen, dass die Darsteller:innen sogar bei Regen auf den Stufen bleiben. Wunderbar anzuschauen auch die Kostüme von Heike Seidler.
»Hairspray« ist nur eine von vielen großartigen Produktionen in diesem Jahr in Schwäbisch Hall und ein Besuch an der großen Treppe lohnt sich immer.
Die ausführliche Kritik erscheint in der Ausgabe 131 / 05_2024.