Es ist sicher ein schwieriges Thema, die Geschichte der Weißen Rose, erzählt sie doch vom Widerstand einer Gruppe von Studenten gegen die Nationalsozialisten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Geschwister Scholl, Sophie und Hans. Ein schwieriges Thema und zugleich eins, das auch schon in vielen Filmen, Büchern und sogar Musicals abgehandelt worden ist. Aber auch ein Thema, das in der heutigen Zeit wieder ganz aktuell ist, denn es erzählt die so wichtige Geschichte von Mut, Verantwortung und vom Widerstand gegen Unrecht.
Weshalb sie sich dieses Themas angenommen hat, erklärt Vera Bolten, die das Buch zum Musical geschrieben hat, bei der Pressekonferenz im Silbersaal des Deutschen Theaters in München:
Ihr Musical beginnt als Sophie (13 Jahre alt) und ihr Bruder Hans (17) Scholl begeisterte Mitglieder in der Hitlerjugend bzw. dem Bund Deutscher Mädel sind. Doch im Laufe der Zeit erkennen sie, was wirklich vor sich geht. Später an der Universität fangen sie zusammen mit einigen anderen Studenten an, gegen den Faschismus zu kämpfen. Hauptsächlich tun sie dies mit Flugblättern.
Diese Flugblätter und Zitate aus Sophies Briefen, Ausschnitte aus Verhören und innere Monologe sind hauptsächlich die Grundlage für die Texte des Musicals. Zu diesen Texten hat Alex Melcher, Ehemann von Vera Bolten, die Musik komponiert. Ihm war es wichtig, dass die Musik authentisch ist. Die siebenköpfige Band wird live auf der Bühne sitzen: Zwei Gitarren, Schlagzeug, Bass, Klavier und Keyboard sowie (für den melancholischen Effekt) Cello und Violine begleiten die 13 Darstellerinnen und Darsteller, die die ganze Zeit über auf der Bühne sind.
Es wurden auch mehrere kurze, sehr emotionale Szenen gespielt und gesungen. Die Musik deckt ein Spektrum von rockig bis hin zur Ballade ab: Eine spannende Mischung.
Zwar ist die Handlung chronologisch aufgebaut, doch zur Orientierung für das Publikum werden Orte und Zeit eingeblendet. Das Musical, das mit den beiden Jugendlichen beginnt, deren Begeisterung in Nachdenken und dann in Widerstand gegen das Regime, Schikane, Unrecht und Grausamkeit umschlägt und die mit ihren Mitstudenten durch die Herstellung und Verteilung von Flugblättern gegen die Nazis demonstrieren, endet mit deren Verhaftung und Verurteilung.
Das Bühnenbild könnte man eher als minimalistisch bezeichnen und es bleibt zu hoffen, dass es nicht auf der großen Bühne des Festspielhauses untergeht. Eine schöne Idee ist es allerdings, die Szenen teilweise mit Zeichnungen zu untermalen, denn Sophie Scholl war eine begabte Zeichnerin und viele dachten, sie solle eigentlich Kunst studieren. Doch Zitat Sophie: »Kunst kann man nicht lernen«.
Benjamin Sahler, Intendant des Festspielhaus Neuschwanstein, erzählte, dass er das Stück zum ersten Mal bei einem Workshop bei den Luisenburgfestspielen in Wunsiedel gesehen und sofort gedacht habe, dies sei so wichtig, dass müssten gespielt werden. Obwohl ihm klar war, dass dies nicht unbedingt der Kassenmagnet werden würde, ist es doch ganz wichtig, u. a. auch für Schulen.
Thomas Linsmayer, Intendant des Deutschen Theaters München, sieht dies ebenso. Außerdem spielt ein großer Teil der Geschichte in München, wo die beiden studiert haben, es an der Universität eine Gedenkstätte gibt und viele Straßennamen an die Mitglieder der Weißen Rose erinnern.
Das Thema Schülern nahe zu bringen war auch das große Anliegen von Vera Bolten. Daher haben sie es an der GSB Stadtteilschule Bergedorf der Profilklasse 12 für Geschichte und Theater als Projekt vorgestellt. Die Aufgabe war, die Geschichte aus Sicht der heutigen Jugend darzustellen. Daraus ist ein ganz großartiges Projekt geworden mit Clips auf TikTok und selbst gedrehten Videos. Dass sie mit Bernd Ruffer dafür den perfekten Lehrer hatten, war ein großes Glück. Er brachte zur Pressekonferenz (neben der gesamten Klasse) einen großen Ordner mit Material, das an Schulen weitergegeben werden kann, mit. Nach dem Motto »Schüler erstellen Material, das Schüler interessiert«.
Natürlich taucht auch die Frage auf, warum braucht man noch ein Musical zu diesem nicht ganz leichten Thema. Stephan Kopf vom Verlag Musical und Bühne hatte dafür eine perfekte Erklärung: Musical ist ja nicht nur Text, es ist Tanz und Musik und berührt emotional viel mehr als ein Schauspiel. Viele erfolgreiche Musicals befassen sich mit historischen Themen, man nehme nur Les Misérables, Elisabeth, Hamilton, Mozart, Rudolf, Ludwig² uvm. Und wichtige Themen verdienen es auch, auf mehreren Weisen erzählt zu werden.
In Füssen startet »Die weiße Rose« mit zwei Previews am 28. und 29. Juni, bevor am 30. Juni 2025 Premiere ist. Ab 03. Juli 2025 wird das Stück dann im Deutschen Theater München zu sehen sein.
Wir wünschen schon heute TOI TOI TOI.