Spannende Einblicke in das Leben von Michael Jackson in Hamburg
Das Stage Theater an der Elbe mit seinen 1850 Plätzen (ein Theater, das von außen wie ein silbernes Raumschiff ausschaut und jetzt bis auf die andere Elbseite stylisch in Rot und Silber funkelt) ist der ideal passende Ort, an dem nun das neue Michael-Jackson-Musical seine Deutschlandpremiere feiert, so glamourös wie der King of Pop selbst!
Am 01. Dezember 2024 war es nach diversen Previews jetzt so weit : Der Moonwalk hatte seine Hamburg-Premiere und fegt nun 8 Mal pro Woche als Juke-Box-Musical über die Bretter, die die Welt bedeuten.
»MJ The Musical« hatte seine Uraufführung im Nederlander Theatre 2022 am New Yorker Broadway und erzählt die Geschichte des legendären Popstars Michael Jackson (die Rolle seines Lebens: Benét Monteiro) aus einem sehr intimen Blickwinkel. Die Handlung fokussiert sich auf die Zeit während der Vorbereitungen für seine »Dangerous«-Tour 1992 und beleuchtet sowohl seine musikalischen Erfolge als auch die persönlichen Herausforderungen und Konflikte, mit denen Jackson konfrontiert war. Im Zentrum steht die kreative Arbeit hinter der Tour, die Jacksons Zusammenarbeit mit seiner Band und seinen Tänzern zeigt. Die MTV-Reporterin Rachel (Eve Rades) und ihr Kameramann bilden einen weiteren Erzählstrang in der Handlung, die sich auf diese besondere und unvergessene Tour fokussiert.
Neben den berühmten Hits wie ›Billie Jean‹, ›Thriller‹, ›Beat It‹ und ›Smooth Criminal‹, die die musikalischen Höhepunkte der Show darstellen, werden auch Jacksons Beziehungen zu seiner Familie, die Medienberichterstattung über ihn und seine innere Zerrissenheit, gepaart mit Medikamentenabhängigkeit, thematisiert. Andere im Raum stehende öffentliche Vorwürfe gegen die Person Michael Jackson werden im Rahmen dieser Handlung und dem glitzernden Ausschnitt aus seiner Karriere nicht weiter thematisiert. Die beeindruckenden Tänze und Choreografien, die Jackson zu einem weltweiten Vorbild machten (Choreografie & Regie: Christopher Weehldon, Rich & Tone Talauega: spezielle Moves), sind ein weiteres zentrales Element der Aufführung.
Die Tänzerriege dieser Produktion ist Weltklasse und bildet immer wieder ein stabiles Fundament, auf das sich Michael sicher verlassen kann; sie umrahmen ihn in den flotten Szenen und tragen ihn sogar durch die Luft. Monteiro selbst hat nach »Hamilton« und »Hercules« seine neue große Rolle gefunden. Er legt seinen Michael sehr nah am Original an und spannt seinen Bogen von zart und zerbrechlich bis zum energiegeladenen histrionischen Supertypen, der für seine Fans weltweit einfach einmalig war. Sein immer wieder neben ihm parallel auftretender junger Schatten (gespielt und schön gesungen vom DSDS-Gewinner Prince Damien) schafft durch die Rückblenden in die Kindheit und den Konflikten mit seinem strikten Vater (David Hughey) weitere starke Momente.
David Hughey übernimmt auch die Rolle des Rob, der die Proben leitet. Das macht er fantastisch und fällt auch stimmlich ansprechend auf. Gleiches gilt für Michaels Mutter Katherine, die zu ihm hält, ihm aber auch starke Ansprüche einflüstert (Jessica Mears). Auch sie spielt noch eine weitere Rolle, Kate – es dauert etwas, bis man das versteht, denn beide Darsteller haben einen hohen Wiedererkennungswert und die Wechsel geschehen öfters nahtlos und sehr temporeich. Hier hätten dem Team vielleicht zwei Darsteller mehr gar nicht schlecht getan, um diese Irritation grundsätzlich zu vermeiden.
Großen Spaß bereiten auch die ersten Schritte von Michael Jackson und die Zeitreisen zu den
Auftritten der Jackson Five – vom Apollo Theater bis hin zur Tour stechen hier auch besonders die sehr talentierten Kinderdarsteller ins Auge und lassen die Zuschauer staunen (Noam und Sandro)!
Was diesmal besonders positiv zu erwähnen ist, ist die verwendete Soundtechnik (Elektr. Sounddesign Strange Cranium). Der Sound ist mit der Zeit gegangen und kommt mit einem ausgeklügelten Dolby Surround System, Click Track sowie dem originalen Michael Jackson Klang und ordentlich »Wums« daher. Das machte vom ersten Moment bis zum letzten Takt so richtig Spaß! Dirigiert wurde die flotte und sehr kurzweilige Vorstellung schmissig vom Musikalischen Leiter Aday Rodrigez Toledo.
Teile der Band, die von ordentlich Technik aus dem Computer unterstützt werden, sitzen mit auf der Bühne. Backings und Effekte kommen aus dem Rechner, wirken aber stark.
Die Kostüme (Paul Tazewell) entsprechen den originalen Vorlagen und den Originaloutfits von Michael Jackson, wie z.B. der bekannten roten Jacke oder einem Glitzerhandschuh, reichen aber auch bis hin zu Meisterwerken wie Geistern und Fabelwesen in der Thriller-Nummer. Diese Szene besticht auch mit einem fantastischen Licht (Natasha Katz), das riesige Zirkusportale blinken lässt (Bühnenbild: Derek Mclane). Das Bühnenbild kommt mit einfahrenden Streetlights, Vegas-Showportalen und schnellen Wechseln auf die Probenraumsituation daher – Glassplittervorhang und grandiose Effekte runden den Zauber ab und machen den Abend unvergesslich.
Alle am Produktionsteam Beteiligten haben große Broadway-Erfahrung und wurden vielfach mit Tony Awards ausgezeichnet. Die Inszenierung in Hamburg bleibt der originalen Broadway-Version stark treu, bietet kleine lokale Anpassungen und eine wirklich beeindruckende Produktionstechnik, die die Magie und Energie von Michael Jacksons Live-Auftritten auch in Hamburg wieder eindrucksvoll auferstehen lässt.
Man fühlt sich wie auf einer Zeitreise oder eben einem beeindruckenden Moonwalk an der Elbe und der Aufruf, die Welt ein Stück besser zu machen, klingt noch länger nach.
Dies ist eine verkürzte Version der Rezension, die in der kommenden Ausgabe, Nr. 133 01 – 25, erscheint.