Dank dem Musical »Evita«, das am 21. Juni1978 in London das Licht der Bühnenwelt erblickte, kennt man weltweit die Geschichte der Eva Duarte de Péron, genannt Evita, wenigstens so, wie sich Time Rice (Textautor) und Harold Prince, dem wir die Inszenierung der Originalproduktion verdanken, sie sich vorgestellt haben.
1986 feierte »Evita« dann auch in Deutschland, genauer gesagt in Oberhausen, mit den übersetzten Texten von Michael Kunze Premiere und ist seither nicht mehr von deutschen Musicalbühnen wegzudenken. 1996 hielt »Evita« sogar in die Filmwelt Einzug mit niemand anderem als Madonna in der Hauptrolle.
»Evita« erzählt die Geschichte von Maria Eva Duarte, die als junges Mädchen in einer kleinen Stadt in Argentinien aufwächst, den großen Traum hat, Karriere zu machen, egal mit welchen Mitteln. Das Musical beginnt mit ihrem Tod, in Augsburg sehr plastisch durch einen Trauerzug dargestellt, der hinter dem Sarg herläuft. Noch ein bisschen heftiger wird es dadurch, dass Evita, großartig gespielt von Katja Berg, diesem Sarg entsteigt und damit die Geschichte rückblickend beginnt.
Hannes Staffler übernimmt als Che – der aber hier nichts mit Che Guevara zu tun hat, sondern dessen Name »Che« für Bursche bzw. Junge steht, die Rolle des Erzählers, der oft ein bisschen zynisch Evitas Handeln kommentiert.
Mit 15 Jahren lernt die junge Eva in ihrem Heimatstädtchen den Tangosänger Agustiín Magaldi kennen und bringt ihn dazu, sie mit nach Buenas Aires zu nehmen. Hier arbeitet sie sich im wahrsten Sinne des Wortes über viele Männerbekanntschaften hoch und schafft es, in Radio und Film immer bekannter zu werden ‒ bis sie eines Tages den Offizier und aufsteigenden Politiker Juan Domingo Perón kennenlernt. Schnell erkennen beide, dass sie sich gegenseitig nützlich sein können.
Gemeinsam schaffen sie es, reich und erfolgreich, aber auch von vielen gehasst zu werden. Evitas Feinde sind vor allem die Aristokraten und das Militär. Doch mit Hilfe der Gewerkschaften und des Volks schafft sie es, dass Perón Präsident wird.
Auch Evita hat nun größere Träume. Einer, der sich nie erfüllt hat, war es, Vizepräsidentin zu werden. Doch ihr früher Tod mit 33 Jahren beendete ihre faszinierende, unglaubliche Karriere. Obwohl sie für sich selbst viel Geld ins Ausland geschafft hatte und gar nicht wirklich der Engel des Volkes war, wird sie bis heute geliebt und verehrt. Ihre Feinde hingegen nahmen ein letztes Mal Rache, indem sie ihre Leiche nach der öffentlichen Trauerfeier verschwinden ließen.
Die Augsburger Inszenierung von Florian Mahlberg hat einige Kürzungen, die der Handlung des Stückes jedoch keinen Abbruch tun. Allerdings sollte man als Zuschauer schon ein bisschen mehr über Eva Peróns Geschichte wissen. So zum Beispiel sind ihre Affären mit verschiedenen Männern sehr oberflächlich angedeutet. Für die Dramaturgie, an der es nicht fehlt, sind Sophie Walz und Nicolas Léwy verantwortlich.
Mit dem Bühnenbild, einer Häuserwand mit vielen Türen und Fenstern, ist es Karel Spanhak wieder einmal gelungen, den passenden Rahmen zu erzeugen. Ein besonderer Wow-Effekt ist der Balkon, auf dem Evita ihr berühmtes Lied ›Wein‘ nicht um mich, Argentinien‹ singt und der währenddessen nach vorne fährt.
Großartig die Choreografien von Ricardo Fernando, besonders auch die Tanzszenen, bei denen das gesamte Ensemble in schönen, südamerikanischen Kostümen (Nora Johanna Gromer) tanzt.
Als Evita ist Katja Berg absolut perfekt besetzt. Sie schafft es, schauspielerisch, tänzerisch und gesanglich zu überzeugen. An ihrer Seite ideal gewählt Alexander Franzen als Juan Perón, dem die Rolle des skrupellosen Politikers perfekt liegt. Auch Hannes Staffler als Che kann sowohl schauspielerisch als auch gesanglich überzeugen.
Sebastiaan van Yperen hält die musikalische Leitung inne, durch die Augsburger Philharmoniker bekommt diese Aufführung auch musikalisch eine besondere Note.
Dies ist eine gekürzte Version der Rezension, die in unserer kommenden Ausgabe 04-2025 / Nr. 136 erscheinen wird.