Kuraufenthalt im Theater 82er Haus: Österreichische Erstaufführung von »Der eingebildete Kranke«

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Hier darf der Patient ‒ äh Zuschauer ‒ sich erst einmal zurücklehnen, um zu verstehen, wo er eigentlich gelandet ist: Generell befindet man sich im »Musical off Wien«-Theater in Gablitz, dem Theater 82er Haus vor den Türen von Wien. Allerdings befindet sich der Spielort »Kurhotel St. Moritz« nicht wie naheliegend in der Schweiz und auch nicht im Wienerwaldjuwel Gablitz, sondern am Wiener Flötzersteig. Ja, gleich ums Eck der Tschauner Bühne (psst, hier wird die Show dann auch im Sommer zu sehen sein…) und in der unmittelbaren Nähe des Ordens der »Kleinen Schwestern vom Flötzersteig«, wohlbekannt aus dem Musical »Non(n)sens«, welches 2023 die Bühne in Gablitz eroberte.

So weit, so gut. Allerdings war dies erst der Auftakt zu einem bunten Trubel auf der Bühne, der auch zeitweise bis in den Zuschauerraum erweitert wird. Schon bei der Eröffnungsnummer ›Krank zu sein, einfach krank zu sein, ist das Schönste, was es gibt!‹ wird das Publikum mit eingebunden und dies sorgt von Beginn an für eine gute Stimmung und reißt alle in den Bann. Die Story ist an das bekannte Theaterstück von Molière angelehnt – allerdings wurde hier ein breiter Interpretationsfreiraum gelassen. Ein bunter Strauß aus Intrigen, Machtspielen, Verwirrung und Vertuschung wird geboten, einigen Knospen an (echtem?) Liebesdrama, und das Ganze umrahmt von floraler, äh flotter Musik. Verpackt ist das alles samt passender Choreografie (Rita Sereinig) mit einem engagierten Ensemble, das nicht nur musikalisch, sondern besonders spielerisch überzeugt. Rasch lernt man die unterschiedlichen Charaktere kennen und lieben – oder manche eher hassen?

Ganz besonders zu erwähnen sind Marina Petkov als Krankenschwester Toni, die dem Hypochonder Axel (Martin Oberhauser) stets mehr oder weniger engagiert zur Seite steht – mit Rat, Tat und einem Augenzwinkern. Wunderbar zuzuschauen!

In der Rolle des Professors Henkelmann, Chef der Klinik, darf das Publikum sich auf Markus Richter freuen, der pointiert seinen Professor mit der gewissen Leichtigkeit in die Story einbettet und versucht, alle Fäden in der Hand zu halten. Er ist auch für die Regie und musikalische Leitung zuständig.
Wichtig für die Handlung ist die Rolle der Tochter des Hypochonders: Angelika. Die Figur durchlebt verschiedene Gefühlsschwankungen; sehr authentisch setzt Sarah Baum diese Rolle um.

Bemerkenswert ist noch die Leistung von Alexander Mikliss, der gleich zwei komplett unterschiedliche Figuren mit Bravour meistert (Clemens Krämer / Harald Henkelmann), schauspielerisch und auch besonders gesanglich.

Dieses Musical wurde 2016 uraufgeführt und stammt aus der Feder von Florian Stanek (bekannt als Schauspieler, Sänger, Buchautor und Liedtexter, 2018 erhielt er den Deutschen Musical Theater Preis als bester Hauptdarsteller), er schrieb das Buch und die Liedtexte. Die musikalische Umsetzung stammt von Sebastian Brand (Sänger und Schauspieler). Stanek & Brand wurden 2016 und 2018 beim MUT-Autorenwettbewerb des Münchner Gärtnerplatztheaters mit dem Medien- und Publikumspreis ausgezeichnet und diese Qualität, die beide mitbringen, merkt man dem unterhaltsamen Stück auch an.

Also ab ins Theater 82er Haus, zurücklehnen und Ihr Klistier wird schon aufgezogen! Versicherungskarte nicht vergessen 😉 (ohne Privtaversicherung kann man sich den Eintritt auch rezeptfrei unter www.theater82erhaus.at buchen)! Zögern Sie nicht zu lange, nur bis 25.5 sind noch Plätze in der Klinik zu ergattern, dann muss man mit Wartezeit bis mindestens 02. Juli rechnen, um auf der Tschauner Bühne einchecken zu können!

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels, der in der kommenden Ausgabe unserer blickpunkt musical Nr. 135 / 03-2025 erscheinen wird.