Sie heißt Audrey II, sie ist eine Pflanze und sie hat einen ungewöhnlichen Geschmack, denn sie will nur eines: menschliches Blut! Doch das Erscheinen der zunächst kleinen Audrey II im Blumenladen von Mr. Mushnik sorgt erst einmal für ordentlich Trubel, denn alle wollen diese seltene Pflanze sehen, wollen ihren Besitzer, Seymour Krelborn, kennenlernen ‒ und über Nacht wird der Blumenladen in der Skid Row berühmt. Seymour, eigentlich ein Tollpatsch und total verknallt in Audrey, die Verkäuferin im Laden, hat die Pflanze während einer Sonnenfinsternis gefunden und schnell wird klar: Diese Pflanze ist eigentlich ein Alien, der nur eines will, die Weltherrschaft übernehmen. Interessanterweise gäbe es sogar eine Version mit einem »Happy End«, die aber leider nicht gespielt werden darf.
Doch diese etwas skurrile, schaurig-schöne Geschichte ist nicht etwas zum Fürchten, sondern eher zum Lachen. Obwohl, es sterben Menschen, aber zunächst nur die Bösen, denn Audrey II versucht Seymour die Morde »schmackhaft« zu machen, indem sie ihm zunächst den sadistischen Freund von Audrey I, einen Zahnarzt, als Futter für sich vorschlägt. Auch Mr. Mushnik ist ein lohnender Happen für Audrey II.
In Füssen wechselten sich bei der Darstellung von Audrey I Stefanie Gröning und Madeleine Haipt ab, die die Rolle der naiven Blondine, die von einem Häuschen im Grünen träumt, mit piepsiger Sprechstimme und sexy Outfit abliefern. An ihrer Seite wechselten sich Michael Konicek und Thomas Hiermeier als Seymour ab. Beide sind sehr überzeugend in der Rolle des schüchternen Nerds, der eine Vorliebe für seltene Pflanzen hat. Auch Mr. Mushnik wurde doppelt besetzt, und zwar humorvoller mit Jens Rainer Kalkmann und ernster mit Lutz Thase.
In der Rolle des sadistischen Zahnarztes war Hannes Staffler zu erleben. Er übernahm dann zum Ende des Stücks noch die Rollen von vier an Audrey II interessierten Medienmenschen, in denen er sich u.a. als Frau verwandelte. Besonders niedlich ist der in Swizerdütsch agierende Interessent, der gerne Ableger von Audrey II weltweit verkaufen möchte.
Richtig Schwung bekam Audrey II durch Chris Murray. Er schaffte es, sie stimmlich emotional zum Leben zu erwecken. Plötzlich konnte sich die kleine Pflanze schmatzend und quietschend über den Tisch bewegen und so zu versuchen, auch die »Soulgirls« und das Ballett anzuknabbern. Für die Bewegungen der Pflanze war Puppenspielerin Franziska Pietsch verantwortlich, die es ganz großartig schaffte, besonders das große Exemplar von Audrey II noch zu bewegen. Zusammen mit Chris Murray ein perfektes Team.
Während die drei Soulgirls Crystal (Angelika Erlacher), Ronnette (Theresa Mandlik) und Chiffon (Nicki Burton) ohnehin zum Stück gehören, wurde in Füssen noch das Ballett aktiviert, da die Bühne wirklich sehr groß ist und sonst viel zu viel leerer Raum entstanden wäre. Mit gekonnten Videoprojektionen wurde auch der hintere Teil der Bühne sinnvoll in Szene gesetzt. Dazu verfügt man in Füssen über eine tolle Beleuchtungsanlage, die das Ganze ins rechte Licht rückt.
Mitreißend auch die Musik von Alan Menken. Viele der Lieder sind bekannte Ohrwürmer wie zum Beispiel ›Downtown‹ (›Skid Row‹), ›Little Shop of Horror‹, ›Ich bin ein Zahnarzt‹, ›Jetzt hast du Seymour‹ und natürlich Audrey IIs nervtötender Ruf ›Gib‘s mir, Seymour‹.
Und wenn am Ende des Stücks Audrey II dann doch gewinnt und viele kleine grüne Ableger verteilt hat, dann kann man bei dieser großen, gut funktionieren Inszenierung sicher sein, dass das Publikum begeistert mitklatscht und mit stehendem Applaus dabei ist.
Im Deutschen Theater München dürfen wir uns dann ab 31.7. auf ein Wiedersehen mit Stefanie Gröning, Michael Konicek, Chris Murray, Hannes Staffler und Lutz Thase freuen.