»Hannah ist eine unglaublich talentierte Person.« Interview mit Moira Ross und David Tench

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Anlässlich der Weihnachtsshow »Hannah Waddingham: Home for Christmas« konnte die blickpunkt musical mit Moira Ross (Executive Producer) und David Tench (Musical Director) sprechen.

Moira Ross
Foto: Mark Johnson

blickpunkt musical: Es ist mir eine Freude, mit Ihnen sprechen zu dürfen. Die Show ist sehr gelungen und sorgt für die perfekte Weihnachtsstimmung.

Moria Ross: Herzlichen Dank.

blimu: Können Sie mir verraten, wann die Show aufgezeichnet wurde?

MR: Das war im Sommer. David, kannst Du Dich noch daran erinnern, wann genau?

David Tench: Es war definitiv im Sommer. (lacht)

MR: Ja, es war seltsam, als wir am Abend der Aufnahme das Theater verließen, um in einen lauen Londoner Abend zu gehen. Nirgends eine Spur von ›Jingle Bells‹ und schon gar kein Schnee.

blimu: Wie haben Sie es geschafft, mitten im Sommer Weihnachtsflair zu erzeugen? Hat die Dekoration ausgereicht oder was war noch von Nöten, um in die richtige Stimmung zu kommen?

MR: Ich denke, dass es vor allem auf das Design ankam. Das Bühnenbild spielte eine sehr große Rolle dabei. Es hat dazu beigetragen, dass wir tatsächlich das Gefühl hatten, dass wir uns in der Weihnachtszeit befinden. Auch die Musik hat eine große Rolle gespielt.
Wir hatten ein Live-Publikum von 3000 Personen und alle haben ihren Beitrag dazu geleistet, um das Gefühl von Weihnachten
zu vermitteln. David, der live auf der Bühne war, kann Ihnen sagen, wie diese Atmosphäre war. Aber ich denke, wir sind alle so überzeugend gewesen, als ob es der 24. Dezember gewesen wäre.

blimu: Was ist bei einer Liveshow dieser Dimension die größte Herausforderung?

David Tench
Foto: Apple TV

DT: Das Live-Publikum hilft! Bei den Proben im Vorfeld haben wir lange daran gearbeitet, die Show bis zum Ende durchzuplanen, und es fühlte sich damals nicht allzu weihnachtlich an. Aber an dem Tag, an dem wir es tatsächlich gedreht haben und dann, als, wie Moira sagte, das Publikum hereinkam, da waren plötzlich Tausende von Menschen und alle bemühten sich, damit das Gefühl von Weihnachten entstand. Es war so schön. Wir haben dieses Jahr zweimal Weihnachten, bzw. wir werden es haben.

blimu: Die Ausstattung ist wirklich sehr atmosphärisch. Das Orchester verschmilzt mit dem Hintergrund. Was war Ihnen während des Produktionsprozesses wichtig? Welche Elemente im Besonderen?

MR: Ich denke, wichtig bei der Gestaltung der Show war, dass wir das Gefühl hatten, dass es sich wirklich um Hannahs Show handelte und dass wirklich alles der Wahrheit entsprechen musste. Dies war also unser Ausgangspunkt. Um die Wahrheit dessen zu bestätigen, mussten wir klären, warum wir die Show im London Coliseum machen. Warum ist dieser Ort so besonders? Er ist für Hannah etwas Besonderes, denn er war wirklich ihr Zuhause als Kind. Das war also ein erstaunlicher Ausgangspunkt, von dem aus wir angefangen haben, uns über ihr Leben und ihre Liebe zur Musik und ihre Träume Gedanken zu machen, darüber zu diskutieren und eine Show zu entwickeln. Und dann war der nächste große Schritt natürlich die Musik. Wir mussten die richtigen Songs finden, das hat einige Zeit gedauert. Während wir auf die Zusagen der Gäste für die Show gewartet haben, haben wir alle Details und Elemente wie ein Puzzle zusammengesetzt.

DT: Ja, genau so war es. Manches ging schnell, manches dauerte länger. Hannah ist eine unglaublich talentierte Person und ihre Arbeitsweise ist sehr methodisch. Sie ist sehr professionell. Während wir die Show kreierten, kam sie zu mir und wir haben eng zusammengearbeitet mit einem kleineren Team, um die Musik besser unter die Lupe nehmen zu können. Lange bevor das Showkonzept fertig war, das Bühnenbild und ihre Kleider feststanden, hat sie sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie sie die Songs performen wollte. Die Zusammenarbeit mit ihr war eine Herausforderung in der bestmöglichen Art und Weise, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie ist wirklich so gut und professionell mit dem, was sie tut.

blimu: Es ist ein sehr anrührender Moment, wenn Hannah während der Show ihre Tochter vorstellt und ihre Mutter, die mehr als 30 Jahre im Chor des Coliseum gesungen hat. Hannah hat als Kind ihrer Mutter von einer bestimmten Loge aus zugesehen, aus der ihre Tochter nun ihre Weihnachtsshow verfolgt hat. Das Publikum und die Zuschauer haben dadurch das Gefühl, als würden sie Hannah Waddingham bei ihr zu Hause besuchen…

MR: Wissen Sie, zu genau dieser Loge gibt es eine interessante kleine Geschichte: Als ich mit Hamish Hamilton, dem Regisseur, durch das Theater gegangen bin, um zu schauen, wo wir die besten Blickwinkel bekommen würden und in welcher Loge wir die Kleine unterbringen könnten, gingen wir in die kleine Loge an der Seite der Bühne und sagten: »Wäre das nicht großartig, wenn Kitty hier sitzen würde?« Und dann gingen wir zurück und erzählten es Hannah und sie meinte: »Das ist genau der Platz, an dem ich früher gesessen habe.« Und es fühlte sich so magisch an, dass das ein Zufall war, weil es in diesem Theater so viele Logen gab, die wir hätten auswählen können. Dass es sich tatsächlich um den Ort ihrer Kindheit handelte, an dem sie saß und ihrer Mutter zusah und von wo aus nun ihre Tochter sie beobachtete, ist großartig.

blimu: Dies ist wirklich ein magischer Moment. Haben sie jemals daran gedacht, ein Konzert anstatt einer derartigen Show zu machen?

MR: Ja, ich denke, wir haben viele dieser Gespräche geführt, nicht wahr? (lacht)

DT: Ja, das haben wir. Ja Ja Ja. Aber es ist halt die Art und Weise, wie Hannah arbeitet. Sie hat so viel Theater- und Lebenserfahrung. Obwohl wir ein TV-Special drehten, fühlte es sich an, als wäre sie dazu bereit, acht Shows pro Woche aufzuführen.

blimu: Hannah Waddingham lässt ihren ganz persönlichen Humor in die Show einfließen.

MR: Ja, das tut sie. Der andere Kernpunkt der Show sind die Freundschaften und Beziehungen zu ihren Gästen. Es handelt sich nicht nur um echte Freundschaften, die sie mit all diesen Gästen pflegt, sondern sie wollte auch eine Plattform schaffen, auf der sie teilen kann, was diese erreicht und erlebt haben. Es war ihr sehr wichtig, auch diese Menschen in den Mittelpunkt stellen zu können.

blimu: Wer hat die Entscheidungen getroffen, welche Gäste eingeladen werden?

MR: Hannah hatte eine klare Vision von der Show und ich denke, das Besondere an der Show ist, dass man erkennen kann, dass sie authentisch ist und dass es ihre Geschichte ist. Es wurde nichts dazu erfunden. Wir haben auf der Grundlage ihrer Geschichte all diese unterschiedlichen Ideen kreiert. Sie spielte eine wichtige Rolle dabei. Hannah ist keine Frau, der man etwas aufdrängen kann. Daher haben wir auch keine Gäste vorgeschlagen, sondern sie die Entscheidung treffen lassen.

blimu: Es erweckt den Anschein, als ob jede/r große Künstler:in seine eigene Weihnachtsshow hat oder ein eigenes Weihnachtsalbum herausbringt.

DT: Ja, auf jeden Fall. Ich denke, es ist zwar auch international, aber insbesondere in Großbritannien und in den USA so, dass viele Künstler davon träumen, Weihnachtsprojekte zu realisieren. Im Fall von Hannah haben wir die »dreifache Belohnung«, weil sie so viele Dinge tun kann, wie eine Art Chamäleon. Man hört Hannah als Künstlerin in ihrem Stil vom Anfang bis zum Ende, was in Ordnung, schön und großartig ist. Ich habe es wirklich genossen, dies mitzuerleben. In einer Minute spielt sie Rock, in der nächsten Jazz-Swing und dann klassische, fast opernhafte Musik…

blimu: Die Show besitzt einen ganz besonderen Humor…

MR: Das Gesamterlebnis sollte berühren: Es gibt emotionale Momente und schöne Erinnerungen, aber das Lachen ist ein wichtiger Teil des Stücks. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Gäste hat sich dies natürlich weiterentwickelt. Wir wollten sicherstellen, dass wir ein Musikstück haben, das auch Spaß macht, sozusagen eine Versatzkomödie. Unserer Meinung nach ist dies auch ganz gut gelungen.

blimu: Wird es im kommenden Jahr eine weitere Weihnachtsshow geben?

MR: Die müssten wir ja dann schon im Sommer aufzeichnen. (lacht)

DT: Ich hätte Lust auf eine weitere Show dieser Art.

blimu: Das wäre sehr wünschenswert. Herzlichen Dank für Ihre Zeit und dieses vorweihnachtliche Interview.

DT: Wir bedanken uns.

MR: Frohe Weihnachten.

Das Interview führte Sandy Kolbuch