Große Emotionen bei der Wiederaufnahme im Theater des Westens: »Romeo & Julia – Liebe ist alles«

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Zwei Jahre ist es her, dass Ulf Leo Sommer und Peter Plate Shakespeares berühmteste Liebestragödie in ein modernes Rock- und Pop-Musical verwandelten. Nun kehrt »Romeo & Julia Liebe ist alles« zurück auf die Bühne des Berliner Theaters des Westens – nur eine Woche nach der gefeierten Premiere des Spin-offs »Die Amme«.

Noch bevor sich der Vorhang hebt, richtet Pater Lorenzo, dargestellt von Anthony Curtis Kirby, das Wort ans Publikum. Die »Brieftauben« – sprich: die Smartphones – mögen bitte in den Flugmodus versetzt werden, (aber nur) bis zum Finale. Dann darf wieder gefilmt und fotografiert werden, um dies zu posten und in den Sozialen Netzwerken zu teilen – ja, das Musical ist wirklich modern geworden! Und die Gäste – viele von ihnen eingefleischte Fans – folgen der Bitte nur allzu gern: eintauchen, mitfühlen, genießen.

Und dann beginnt sie – die Reise ins 16. Jahrhundert nach Verona.

Die umjubelte Wiederaufnahmepremiere am 17. April 2025 rührt – und bewegt, denn die Geschichte um Hass, Liebe und Versöhnung ist aktueller denn je. Auf der minimalistisch gehaltenen Bühne – mit holzvertäfelten Wänden, die mal das Capuletsche Anwesen, mal Klostermauern darstellen – entfaltet sich ein bildgewaltiges Spiel. Tische werden zu Betten, später zu Totenbahren. Viel Raum für Interpretation – und für die Darsteller.

Celina dos Santos ist eine kraftvolle Julia – wütend, leidenschaftlich, mutig. Ganz anders als ihre Vorgängerin Yasmina Hempel, die vor allem mit Zartheit bezauberte. Mats Visser als Romeo beginnt naiv und schwärmerisch, präsentiert sich beim Song ›Rosalinde‹ als Popstar und wächst mit jeder Szene über sich hinaus. Beide zusammen sind als Liebespaar glaubwürdig, berührend, stark.

Und dann ist da noch Steffi Irmen – die Amme. Mit Humor, Herzblut und einer Stimme, die alles überstrahlt. Schon nach ihrem ersten Song Hormone wird minutenlang applaudiert. Der Jubel: so laut, dass eine kurze Pause nötig wird. Doch Irmen nutzt sie, atmet durch – und legt noch einen drauf. Besonders ihr Solo Nicht mehr jung sein lässt das Theater erbeben. Bei der Zugabe gibt es kein Halten mehr.

Die Musik von Ulf Leo Sommer, Peter Plate und Joshua Lange trägt die Geschichte – mal leise und berührend, mal treibend und mitreißend. Shay Cohen und seine Band sorgen für den satten Sound, der unter die Haut geht, während die Dialoge die von Shakespeare (bzw. Schlegel) sind. Ein wunderbarer Kontrast. Ebenso wie die historisch anmutenden Kostüme, die während der beeindruckenden Tanz- und Kampfszenen von Choreograph Jonathan Huor zu einem beeindruckenden Mix aus Moderne und Klassik verschmelzen.

Ein besonderer Moment am Ende: Die Cast widmet die zweite Zugabe der im März verstorbenen Rosenstolz-Sängerin AnNa R. – Lass es Liebe sein wird zum emotionalen Höhepunkt des Abends, nachdem die Darsteller bei der letzten Nummer in Alltagskleidung auf die Bühne kommen und ihre Kostüme und somit die Maske, die sie tragen, nicht nur sprichwörtlich an die Stange hängen, die später in die Höhe gezogen wird.

Auch die Wiederaufnahme von »Romeo & Julia« zeigt, dass dieses Stück nicht nur ein Musical ist. Es ist ein Erlebnis – für Shakespeare-Fans, für Romantiker, für alle, die Geschichten lieben, die das Herz berühren.

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels, der in der kommenden Ausgabe unserer blickpunkt musical Nr. 135 / 03-2025 erscheinen wird.