Das Musical »Footloose« feiert mehr als 40 Jahre nach dem Kultfilm einen weiteren Lauf seiner Tour durch Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Show, die bis Mai 2025 läuft, bringt durchdringende Choreografien, beeindruckende Ensemblenummern und ganz besonders eine starke Darsteller-Cast auf die Bühne.
Die Handlung ist wichtig, aber eigentlich nicht zwei Stunden füllend – das ist auch das, was man hier bemängeln kann, auch die Songs bieten nur die wenigen Highlights, abgesehen selbstverständlich von Hits, die wohl jeder kennt. Ein wenig wird der Frust gemindert durch die starke Performance und die aktuelle Thematik von Freiheit und Rebellion.
Die Geschichte dreht sich um den Teenager Ren, der nach dem Umzug in die konservative Kleinstadt Bomont gegen das Tanzverbot kämpft, das von Reverend Shaw Moore erlassen wurde. Zusammen mit der Tochter des Reverends, Ariel, und anderen Jugendlichen kämpft er für Freiheit.
Die Show wurde seit der letzten Tour neu inszeniert und hat durch das flotte Bühnenbild (Sam Madwar) und die Lichteffekte (Michael Grundner) sehr stark gewonnen.
Die Darsteller wie Helena Lenn (Ariel) und Ethan Freeman (Reverend Moore) sowie Kerstin Ibald (Vi Moore) überzeugen nicht nur durch die tänzerische Leistung, sondern vor allem durch das Schauspiel und ausdruckstarken Stimmen. Das zieht sich durch alle Darsteller, jede noch so kleine Rolle ist stark besetzt und es macht Freude, ihnen zuzuschauen und zuzuhören.
Was schon selten geworden ist: Durch die klare Verständlichkeit aller Darsteller konnten die eigentlich schwachen Dialoge stark gewinnen, so dass an diesem Abend einmal mehr der Wunsch übrigbleibt, dass man dies bitte bei allen deutschsprachigen Produktionen erleben möchte.
Helena Lenn (Ariel Moore) trumpft in ihrer Rolle nicht nur durch ihre klare und kraftvolle Stimme, sondern auch durch lebendige und fröhliche Spielfreude auf. Beim ersten großen Song der Show, ›Holding out for a hero‹, dreht sie so richtig auf. Lenn versteht es, die Jungs auf der Bühne um die Finger zu wickeln, ohne dabei billig zu wirken und man nimmt ihr die Rolle gerne ab und erfreut sich an der Vielfältigkeit, im Umgang mit ihrem Vater, der Mutter und den Freunden.
Das Ehepaar Moore, die Eltern von Ariel, spiegeln ein vom Leben gezeichnete Ehepaar souverän da: Die Verbundenheit und das auseinander gelebte, die perfekte Außenwirkung im Ort und das doch vom Schicksal gezeichnete Familienleben mit der rebellischen Tochter wird in den verschiedenen Szenen aufgezeigt und sehr gut umgesetzt. Ethan Freeman (Reverend Shaw Moore) ist in der Rolle eine gute Besetzung – die aufkommende Zerrissenheit erinnert ein wenig an seine Paraderolle als Jekyll und Hyde: die Überzeugung seiner Position auf der einen Seite und der langsam aufkommende Zweifel an seiner Meinung auf der anderen Seite.
Seine Gattin, Kerstin Ibald (Vi Moore) beeindruckt mit ihrer Ruhe und Sicherheit in der Stimme und dem Ausdruck ihrer Lieder. Als Ehefrau und Mutter muss sie stark sein, kann sich aber auch nicht alles immer gefallen lassen und zeigt dies überzeugend auf.
Auch wenn am Wiener Premierenabend der Ton scheinbar nicht zu 100% passte (die Show hat auch gute 45 Minuten später begonnen), kann eine Empfehlung aufgrund der Darsteller auf jeden Fall ausgesprochen werden – trotz der Schwachstellen des Stückes selbst steht hier einem unterhaltsamen Musicalabend nichts im Wege!
Tourdaten und Tickets unter www.showslot.com/footloose