»Elisabeth« – Original Schönbrunn Cast Wien 2024
Ein letztes Mal begeisterte die konzertante Version von Michael Kunzes und Sylvester Levays Hitmusical im Juli das Publikum unter freiem Himmel vor dem Schloss Schönbrunn in Wien. Bevor die Show Ende des Jahres in dieser Version auf Deutschland-Tournee geht, erschien eine EP mit der aktuellen Besetzung. Neben Annemieke van Dam, die bereits in mehreren Produktionen als Kaiserin Elisabeth zu erleben war, hauchen hier einige namhafte Interpreten, die erstmals in diesem Musical spielen, den bekannten Hits neues Leben ein.
Gleich zu Anfang bittet Gino Emnes als Tod mit samtig-verführerischer Stimme zum »Letzten Tanz« und setzt sich damit von zahlreichen anderen Interpreten ab, die in den letzten Jahren die aggressivere Seite der Rolle stärker hervorkehrten. Elisabeths großes Solo »Ich gehör nur mir« ist bei Annemieke van Dam natürlich in allerbesten Händen. Sie hat die Rolle mittlerweile in allen Nuancen verinnerlicht. Mit welcher fast kindlichen Zerbrechlichkeit sie besonders den Anfang des Songs gestaltet, ist hörenswert. Im Duett mit einem zunehmend dämonischer werdenden Gino Emnes bei »Wenn ich tanzen will« gibt van Dam dann allerdings glaubhaft eine starke, selbstbestimmte Frau, die den Verlockungen des Todes widersteht.
Ein weiterer unverbrauchter Name im »Elisabeth«-Kosmos ist Riccardo Greco. Der sonst eher auf die Heldenrollen abonnierte Darsteller zeigt mit einem sarkastischen »Kitsch« eine andere Facette seines Könnens und überzeugt auf ganzer Linie durch seine energetische Performance. Moritz Mausser schließlich, der gerade in Wien als Falco in »Rock Me Amadeus« brilliert, verkörpert einen Kronprinzen Rudolf, dessen ausweglose Verzweiflung unter der Fassade anerzogener Beherrschtheit brodelt. So punktet Mausser sowohl bei »Die Schatten werden länger« als auch solo mit »Wenn ich dein Spiegel wär«.
Die Backing Tracks der sechs Songs wurden bei der Spielserie 2019 live vor Schloss Schönbrunn aufgenommen, die Gesangsparts der aktuellen Cast im Studio produziert. Dieses Vorgehen klappt ganz gut, nur bei »Wenn ich dein Spiegel wär« wirken die Solisten durch das recht langsam spielende Orchester (Dirigat: Carsten Paap/Michael Römer) ein wenig ausgebremst. Von allen drei »neuen« Interpreten hätte man gern mehr gehört; die »Appetithäppchen« auf dieser EP deuten an, dass sie auch diesen vor über 30 Jahren geschaffenen Partien noch spannende neue Seiten abgewinnen können.
Fazit: Lohnende EP mit frischen Interpretationen, die Lust auf mehr macht.
CD im Jewel-Case
Gesamtlaufzeit: 23:39 min.
8-seitiges Booklet mit Credits und Fotos
Songliste:
01. DER LETZTE TANZ
02. ICH GEHÖR’ NUR MIR
03. KITSCH
04. WENN ICH TANZEN WILL
05. DIE SCHATTEN WERDEN LÄNGER (REPRISE)
06. WENN ICH DEIN SPIEGEL WÄR’