Ästhetik auf höchstem Niveau: »Jubiläumsgala« im F1rst Stage Hamburg

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Die Jubiläumsgala ist immer ein ganz besonderer Moment im Schuljahresgeschehen, denn hier können die Schüler der Stage School unter Beweis stellen, dass es auch ihnen an Leidenschaft für Musical, Tanz, Gesang und Schauspiel nicht mangelt. Aber sie können vor allem auch noch ganz andere Seiten an sich entdecken. Die der Denker, der Regisseure, der Träumer, der Macher, der Kreativen. Schulze betont auch an diesem Abend, dass im Grunde alles, was man in den kommenden gut zwei Stunden sehen wird, auf den Ideen der Schüler beruht. Sie sind mit ihren Vorstellungen zu einer Audition gegangen, alleine oder in vorher gefundenen Teams, und mussten dort dann die Jury von sich überzeugen. Natürlich muss zu dem Zeitpunkt keine der Nummer perfekt sein – sollte sie ausgewählt werden, gibt es noch genug Zeit, im Kreis von Dennis Schulze und allen Dozenten daran zu arbeiten und zu feilen. Aber im Grunde genommen ist es ein Abend, der in den Köpfen und Herzen der Schüler entsteht.

Und dieses Konzept geht hervorragend auf – denn daraus entstanden ist ein bunter Strauß an wundervollen, mal sehr emotionalen, mal sehr lustigen, mal tänzerisch sehr ausgefeilten und durchaus immer wieder sehr beeindruckenden Momenten. Vor allem ist auch ein Abend entstanden mit Liedern fernab von all den Klassikern, die sonst Musicalkonzerte füllen.

›Live und ganz in Farbe‹ aus »Catch me if you can« eröffnete den Abend und in der Heimatstadt von Michael Kunze durften auch einige seiner Werke nicht fehlen: ›Die Schatten werden länger‹ sowie ›Milch‹ aus »Elisabeth«, aber insbesondere Philip Rakoczy überzeugte mit einer ausgesprochen schönen Interpretation von ›Ich bin Musik‹ aus »Mozart!«. Mit ihm gab es dann auch im zweiten Akt ein äußerst nennenswertes Wiedersehen – bei ›Wenn das Mami wüsst‹ aus »Mamma Mia« lieferte er gemeinsam mit wohl-choreografierten Tänzern (Rasmus Meyer-Loos, Henry Gabriel Gerteis, Tobias Remmel und Philip Kretschmann) eine Interpretation des Songs ab, die selbst Menschen, die mit dem Stück nichts anfangen können, wirklich überzeugen dürfte und einfach unglaublich viel Spaß macht.

Auf Seite der Frauen überzeugten insbesondere Paula Macheil und Isabell Ertizman, die beide ›Du bist alles‹ aus dem bis vor kurzem noch in Hamburg erfolgreich laufenden »Die Eiskönigin – Das Musical« sangen und dabei mit sehr warmen und tonsicheren Stimmen überzeugten. Gesanglich ebenso beeindruckend zeigten Ilka Kottkamp und Svea Pöhner im Duett ›Eine Oktave entfernt‹ aus »Sills And Burnett at the Met« ihr Stimmvolumen. Kottkamp begeisterte schon im ersten Akt mit ›Vielleicht mag ich es so‹ aus »The Wild Party«, während Pöhner insbesondere mit ›Der frühe Vogel‹ aus »Shrek« im Gedächtnis bleibt. Luisa Bernert (›Du‹ aus »Ghost«), Selina Kullmann (›Secret Love Song‹) und Philine Ehrich (›Im Traum‹ aus »Anastasia«) sind auch unbedingt noch erwähnenswert, ebenso wie die ausgesprochen unterhaltsame Darbietung von Jessica Schaffler mit ›Neu im 4. Stock‹. Munja Meier überzeugte im ersten Akt mit ›Das kann nur die Rumba‹ aus »Ku´damm 56« sowie im zweiten Akt dann mit ›Kein wahrer Held‹ aus »We Will Rock You« von Queen. Hierbei, ebenso wie u. a. beim folgenden ›I´d Do Anything For Love (But I Won´t Do That)‹ kamen alle Schüler des Abends mit auf die Bühne – und so viele so talentierte Stimmen auf der Bühne zu haben, bringt immer einen ganz eigenen Flair mit sich: Immerhin 48 Menschen, die mit ihrem Ausdruck und ihrem Stimmvolumen den Raum des Theaters füllen!

Eine neue LED – Wand wurde erstmalig eingebaut und das Visual Design von Amelie Runkel war in der Tat sehr sehenswert. Dazu völlig abgestimmt unterstützte das Lichtdesign von Felix Wienbürger den so positiven Gesamteindruck. Hier war alles fließend, alles stimmig, alles aus einem Guss. Und weil das Auge von Licht und Bühne (mit schlichter Eleganz von Felix Wienbürger und Tobias Mancinella gestaltet) oft ja noch nicht genug hat, hat Adam M. Cooper als Choreograf an diesem Abend wieder und wieder und wieder gezeigt, wie unglaublich schön Tanz sein kann. Und wie ganz offensichtlich begabt auch viele der Schüler:innen der Stage School im Bewegen sind. Es gab immer wieder Momente, die einen ob der Ästhetik der Körper staunen ließen.

Als sich der Kreis des Abends schloss und Schulze, unter großem Applaus und sichtlich gerührt von all dem, was dort auf die Bühne gebracht wurde, zu den Schlussworten ansetzte, kam für einen kurzen Moment noch einmal zur Sprache, dass auch hier vor allem Herzblut Motor für alles ist und wie unverständlich es ist, dass dieses Theater, welches Schülern die ersten Schritte ermöglicht und auf so hohem Niveau Aufführungen auf die Beine stellt, nicht als »förderungswürdig« gilt, sprich auf keinerlei Subventionen zurückgreifen kann. Mit rund 300 Shows im Jahr und immer sehr gut bis ausverkauften Shows lässt sich aber klar festhalten, welch eine Institution das F1rst Stage Theater für die Stadt Hamburg ist – die auch über die Grenzen Hamburgs hinaus Zuschauer zu sich lockt. Nun steht eine große Renovierung an – wer das Theater und die wertvolle Arbeit, die dort geleistet wird, unterstützen möchte, kann dies mit einer Stuhlpatenschaft sehr gerne tun. Aber ebenso natürlich mit einem Ticketkauf, jetzt für die Jubiläumsgala ebenso wie dann für Hape Kerkerlings »Kein Pardon«, welches ab Juni dort gezeigt wird.

Weitere Informationen und Tickets: https://firststagehamburg.de/

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels, der in der kommenden Ausgabe unserer blickpunkt musical Nr. 134 / 02-2025 erscheinen wird.