CD des Monats: August 2025

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Redwood

Original Broadway Cast 2025

Idina Menzels Rückkehr an den Broadway war leider nur von kurzer Dauer: Nach nur gut drei Monaten musste das von ihr mitkonzipierte Musical »Redwood« im Nederlander Theatre (wo Menzel 1996 ihren Durchbruch in »Rent« feierte) im Mai schon wieder schließen, nachdem es keine einzige Tony-Award-Nominierung erlangen konnte. In Zeiten, wo längst nicht mehr jede Broadway-Produktion ein Castalbum veröffentlicht, schon gar nicht, wenn der Show kein anhaltender Erfolg beschieden war, kann man schon froh sein, dass die vorliegende CD das Stück dokumentiert und man sich mit der Arbeit von Kate Diaz (Musik und Songtexte) und Tina Landau (Buch und Songtexte) näher beschäftigen kann.

»Redwood« erzählt die Geschichte von Jesse, einer erfolgreichen New Yorker Geschäftsfrau, deren Leben aus den Fugen gerät, als ihr Sohn an einer versehentlichen Drogenüberdosis stirbt. Um einen Weg zu finden, mit ihrer Trauer und ihren Schuldgefühlen umzugehen, lässt sie von heute auf morgen ihr Zuhause und ihre Frau Mel hinter sich, fährt einmal quer über den gesamten Kontinent und landet schließlich in den Redwood Parks an der kalifornischen Küste. Dort lernt sie die Baumpfleger Finn und Becca kennen. Auf dieser Selbstfindungsreise baut Jesse eine Beziehung zu einem besonderen Riesenmammutbaum auf.

Eine ungewöhnliche, nachdenkliche Story für ein großes Broadway-Musical, zweifellos. Menzel und Landau suchten dementsprechend auch nach einer jungen Songwriterin ohne Broadway-Erfahrung, die sich diesem Stück auf frische, unverbrauchte Art würde nähern können. Sie fanden die zum damaligen Zeitpunkt 23-jährige Kate Diaz, Songwriterin, Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Los Angeles. Diaz gelang es tatsächlich, in ihrer Partitur zahlreiche Musical-Klischees zu vermeiden und mit einer Mischung aus großformatigem Pop, fragilem Folk und filmmusikalischen Instrumentals einen ganz eigenen Sound für »Redwood« zu finden. Schon der Opener Drive überrascht mit einem elektronischen Drum-Beat, der fast schon in Richtung Trip Hop geht, bevor sich zunächst Streichinstrumente hinzugesellen und im Verlauf des Songs wuchtige, verzerrte E-Gitarren nochmal ein anderes Klangpanorama auffächern. Auch im weiteren Verlauf kann man in den (von Kate Diaz im Alleingang erstellten) Arrangements und Orchestrierungen viele Details entdecken; die Balance zwischen großen Nummern (Great Escape, In The Leaves) und intimer gehaltenen, dafür umso bezaubernderen Songs (Roots, Looking Through This Lens, Still) gelingt weitestgehend. Julie McBride leitet das neunköpfige Orchester souverän durch alle Facetten des Scores.

Natürlich dient ein Großteil der Partitur als Showcase für Idina Menzels charakteristische, nach wie vor starke und durchschlagende Stimme. Ihr spezielles Timbre ist unverkennbar wie eh und je, aber auch darstellerisch gelingt es ihr, die Trauer und Verletzlichkeit hinter der Fassade der einst so taffen Powerfrau greifbar zu machen. Auch wenn Menzel ein Großteil der Lieder auf diesem Album gehört, können De’Adre Aziza (Mel), Khaila Wilcoxon (Becca), Michael Park (Finn) und Zachary Noah Piser (Spencer) ihre Auftritte nutzen, um zu punkten: Mit grandiosen Gesangsleistungen und eindringlichen Interpretationen sorgen sie allesamt dafür, dass »Redwood« unterm Strich mehr als ein Starvehikel ist. Angesichts der musikalischen Qualität kann man nur hoffen, dass dieses Musical nicht völlig in der Versenkung verschwindet – und dass Kate Diaz noch häufiger dem Genre ein paar kreative Impulse versetzen darf.

Fazit: Mehr als nur ein Solo für Idina Menzel – mit spannender, facettenreicher Popmusik einer Broadway-Newcomerin.

19 Titel

57:15 min

CD im Jewel-Case mit 32-seitigem Booklet mit Credits, Liner Notes, Songtexten und Fotos

Songliste:

01. Drive
02. The Trees
03. Climb
04. Little Redwood
05. The Stars
06. Big Tree Religion
07. Back Then
08. The Ascent
09. Great Escape
10. Roots
11. Little Redwood (Reprise)
12. Looking Through This Lens
13. In The Leaves
14. Becca’s Song
15. No Repair
16. The Fires
17. The Rain
18. Still
19. Finale