Italo-Schlager mitten in Ottakring: »Komm ein bisschen mit nach Italien« an der Tschauner Bühne in Wien

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»Komm ein bisschen mit nach Italien« feiert am 18. Juni 2025 seine Wiederaufnahme auf der traditionsreichen Tschauner Bühne in Wien – und entführt das Publikum mit leichtfüßigem Humor, jeder Menge Schlager und einer ordentlichen Portion Nostalgie in die sonnigen Gefilde der 1950er und 60er Jahre. Die Handlung dreht sich um den fast volljährigen Peter Holunder, der vorgibt, eine Sprachreise nach Italien zu unternehmen, um seine schulischen Leistungen aufzubessern. In Wahrheit hat er dort ein geheimes Wiedersehen mit seiner Freundin Conny geplant, die eigens für den Urlaub in einem Hotel anheuert. Doch der romantische Plan wird jäh durchkreuzt, als Peters Eltern beschließen, selbst mitzufahren – ausgerechnet auf eine zweite Hochzeitsreise, 18 Jahre nach der ersten. Kaum angekommen, überrascht der knausrige Vater mit einer kostensparenden Umbuchung in eine einfache Pension, und schon beginnt ein sommerliches Verwechslungsspiel, bei dem Mutter Helga bald mehr Interesse am charmanten Koch Alfredo zeigt als an ihrem Ehemann.

Die Inszenierung von Markus Richter, der auch in der Doppelrolle des Vaters und des Pensionskochs zu sehen ist, legt den Fokus ganz auf das Zusammenspiel aus Situationskomik und musikalischer Zeitreise. Das von Alexander Kuchinka verfasste Buch bleibt dialogisch eher knapp, setzt aber pointiert auf heitere Wortwechsel, die Raum lassen für das eigentliche Zentrum der Aufführung: die Schlagerperlen vergangener Jahrzehnte. Caterina Valentes Titelsong ›Komm ein bisschen mit nach Italien‹ ist dabei nur der Auftakt für ein Potpourri aus Evergreens wie ›Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini‹, ›Popocatepetl Twist‹, ›Sole, Sole, Sole – heißt die liebe Sonne‹ und vielen weiteren Melodien, die das Publikum mitsummen, mitschunkeln oder sogar mitsingen lassen. Ein Highlight war der ›Kriminaltango‹ – hier waren Choreografie und Gesang sehr stimmig und unterhaltsam von den beiden Hauptdarstellerinnen umgesetzt. Die musikalische Leitung liegt bei Jürgen Tauber, der mit der Tschauner Combo einen lebendigen, live gespielten Klangteppich erzeugt, der durchwegs professionell und beschwingt klingt.

Auch die Besetzung überzeugt mit sichtbar spielfreudigem Ensemble: Georg Hasenzagl gibt den verliebten Peter mit jugendlichem Elan, Daniela Lehner verleiht der Conny Charme und Selbstbewusstsein. Barbara Endl-Kapaun ist in der Rolle der Helga Holunder sowohl stimmlich als auch spielerisch ein komödiantisches Glanzlicht, während Richter selbst als Vater Hubert und Pensionskoch Alfredo mit großer Wandlungsfähigkeit glänzt. Das Bühnenbild von Petra Fibich-Patzelt punktet mit sommerlich-bunten Bildern, Sonnenbrillen-Romantik und Requisiten, die das Italienbild des Wirtschaftswunders augenzwinkernd heraufbeschwören. Für die passenden Kostüme sorgt Juergen Christian Hoerl – Caprihosen, Seidentücher, Tellerröcke und Petticoats inklusive.

Natürlich verlangt niemand von dieser kultigen Schlagerrevue tiefenpsychologische Figurenzeichnung oder gesellschaftskritische Zwischentöne. Das Stück weiß genau, was es ist – ein vergnüglicher Abend für alle, die sich nach einer Prise Fernweh, nach Italo-Schlagern und nach einem Lächeln sehnen. Dass die Premiere nahezu ausverkauft war und das Publikum sich mit begeistertem Applaus bedankte, zeigt: Die Sehnsucht nach unbeschwerter Unterhaltung ist ungebrochen. Termine im Juni, Juli und August machen die Produktion auch zu einem sommerlichen Fixpunkt im Wiener Theaterkalender. »Komm ein bisschen mit nach Italien« ist kein intellektuelles Theater – aber ein pointiert gespielter, liebevoll inszenierter Sommertraum mit Ohrwurm-Garantie. Wer sich mit einem Glas Prosecco in der Hand für einen Abend nach Rimini oder Rom träumen möchte, ist hier goldrichtig.