Zum 100-jährigen Jubiläum der Festspiele war es wieder soweit und die »3 Musketiere« und der junge Anwärter D’Artagnan kämpfen nach 2010 erneut in der Burgruine. Einen passenderen Ort für eine solche Inszenierung gibt es kaum für ein Mantel- und Degen- Spektakel.
König Ludwig XIII. (königlich angelegt von Martin Pasching) regiert über Frankreich, doch im Hintergrund zieht Kardinal Richelieu (böse und verzweifelt: Alexander di Capri) seine Strippen und möchte die Macht übernehmen.
In der Gascogne bereitet sich der junge D’Artagnan (weich und flippig wirkend: Raphael Groß) darauf vor, nach Paris zu reisen, um sich den Musketieren, der königlichen Leibgarde, anzuschließen. In Paris angekommen, trifft er auf die Musketiere Athos (stark französisch klingend Filippo Strocchi), Porthos (hungrig und lustig gespielt von Benjamin Eberling) und Aramis (sehr stattlich und stimmlich interessant angelegt von Fin Holzwart), die ihn in ihre Reihen aufnehmen. In Paris werden D‘Artagnan und seine Freunde in eine Intrige des Kardinals und der gefährlichen Spionin im Dienst des Kardinals Milady de Winter (auf den Punkt gesungen und gespielt von Bettina Mönch) verwickelt, die sich gegen die Königin Anna (schön gesungen von Navina Heyne) und ihren früheren Liebhaber, den Herzog von Buckingham (gefühlvoll Florian Albers) richtet und der D’Artagnans Geliebte Constance (großartig gesungen und gespielt von Celina Pieper) zum Opfer fällt, bevor er und seine Freunde alles aufklären können.
In Tecklenburg kommen die »3 Musketiere« mit einem großartigen Bühnenbild von Jens Janke und einer wunderbaren Ausstattung und phänomenalen Effekten daher (Feuer, Explosionen, Fackeln, gut gesetzten Spots und einem sehr schönen Licht von Sebastian Benker). Die Kostüme von Fabienne Ank verleihen Glanz (z.B. das wirklich großartige Pferdekostüm von Pomme-de-Terre mit einer smarten Mimik, von zwei Darstellern bedient) und unterstützen die Cast in ihrem Handeln. Andreas Gergen führt eine flotte Regie mit fließenden Übergängen, die großen Spaß macht. Die Choreografien von Francesc Abós und die Kämpfe, von Fabian Broermann einstudiert, wirken wunderbar platziert und treiben die Geschichte unterstützend voran. Das große Ensemble wirkt stark und insgesamt sehr stimmig!
Merkwürdig erschien, dass trotz Einbau eines neues Soundsystems die ganze Vorstellung vom Sounddesign her wenig kraftvoll und differenziert erklang, und das Dirigat von Klaus Wilhelm wirkte recht statisch, vielleicht auch der sehr schwülen Witterung geschuldet.
Die Zuschauer waren dennoch von dieser Neuauflage mehr als angetan, denn es stecken viele schöne Ideen und eine fantastische Cast in der Jubiläumsproduktion 2024.
Eine Reise nach Tecklenburg lohnt!
https://www.freilichtspiele-tecklenburg.de/de/besetzung-3-musketiere/
Die ausführliche Kritik zu diesem Stück erscheint in der Ausgabe 131 / 05_2024.